Bildstrecke:Die Tor-Tour der Sponsoren

Werfen die Dopingsünden der Radfahrer auch Schatten auf deren Sponsoren? Gehen deren Umsätze in solchen Fällen überhaupt zurück? Die Tour der Leiden aus Sicht der Geldgeber in Bildern.

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Die Leiden der Sponsoren - wer hält sie aus, wer steigt aus?

Nicht jeder Toursponsor reagiert gleich auf die Dopingskandale. Die einen planen den Ausstieg. Andere fühlen sich verpflichtet, den Dopingsumpf mit trocken zu legen. Und wiederum andere hoffen, dass sich die Zeiten von selbst bessern.

Eines ist klar: Für vergleichsweise wenig Geld bietet die Tour de France maximale Aufmerksamkeit potentieller Kunden. Gegen andere Sportarten ist Radsport-Sponsoring ein Schnäppchen.

Als Gegenleistung für einen einstelligen Millionenbetrag erhält man rund 3.000 TV-Übertragungsstunden in 170 Ländern und damit zwei Milliarden Zuschauer. Das ist natürlich verlockend.

Die Sache hat aber einen Haken. Bei Skandalen prangt der Sponsor ebenso in den Medien - und ist damit direkt betroffen. Vielen wird ihr Engagement bei der Tour deshalb zu riskant.

Schlimmer noch. "Eine Abkehr vom Radzirkus bedeutet nicht Zuwendung zu einer anderen Sportplattform", sagt Stephan Schröder, Mitglied der Geschäftsleitung der Kölner Sponsoringberatungsfirma Sport + Markt. "Das macht die Entwicklung auch so dramatisch."

Welche Strategien verfolgen nun die Sponsoren? Ein Überblick über die Vorhaben der wichtigsten Geldgeber bei der Tour de France.

Collage: sueddeutsche.de

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T-Mobile - der lange Schatten fährt mit

Ursprünglich und trotz Beichten der ehemaligen Vorzeigeprofis Rolf Aldag (mittlerweile Sportdirektor) und Erik Zabel (fährt seit 2006 für Team Milram) wollte T-Mobile sein Engagement bei der Tour de France bis 2010 verlängern.

Doch der Fall Sinkewitz scheint einiges ins Rollen gebracht zu haben - und Kommunikationschef Christian Frommert rudert zurück: "Wir denken nach der Tour darüber nach, ob ein weiteres Engagement noch Sinn macht oder ob wir sofort aussteigen." Man müsse sich die Frage stellen, ob der Anti-Dopingkampf von T-Mobile im Radsport weiter vorankomme oder "ob wir gescheitert sind".

Das klingt nicht nach Verlängerung. Wollte T-Mobile als Sponsor nicht nur die guten Zeiten mitmachen, sondern auch die, in denen "es weh tut"?

Mit 12 Millionen Euro zählt T-Mobile (noch) zu den größten Geldgebern bei der Tour de France.

Foto: dpa

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Adidas - drei Streifen, wenn der Albtraum vorbei ist

"Wir befassen uns derzeit sehr ernsthaft mit dem Gedanken an einen Ausstieg aus unseren Sponsoring-Aktivitäten", sagte Adidas-Kommunikationschef der Süddeutschen Zeitung.

Ein definitiver Rückzug des Ausstatters von Team Telekom und des französischen Verbands wäre alles andere als eine Überraschung.

Schon seit 2003, als Jan Ullrich erstmals unter Doping-Verdacht geriet, hat der weltweit zweitgrößte Sportartikelhersteller keinen Einzelkontrakt mehr mit einem Radprofi absgeschlossen.

Inkonsequenz kann sich die Marke mit den drei Streifen auch kaum leisten, schließlich ist Adidas nach der Telekom und mit einem sechsstelligen Betrag zweitgrößter Sponsor der nationalen Doping-Agentur Nada.

Foto: afp

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Astana - vom sauberen Kurs abgewichen

Dass sich Astana - erst seit 2006 Sponsor - schon wieder aus der Tour zurückzieht, hätten nur wenige für wahrscheinlich gehalten. Das Team startete mit Schweizer Lizenz und wird mit zwölf Millionen Euro von einem kasachischen Wirtschaftskonsortium gesponsert. Benannt ist es nach der Hauptstadt Kasachstans.

In die Tour de France ist Astana jedoch unter unguten Vorzeichen gestartet:

Matthias Kessler wurde wegen stark überhöhter Testosteronwerte suspendiert, der Italiener Eddy Mazzoleni wurde wegen aktenkundiger Beziehungen zu einem Doping-Arzt gekündigt und seit 24.07.2007 gibt es auch für die extremen Leistungsschwankungen des Kasachen Alexander Winokurow eine traurige Erklärung.

Andreas Klöden, Alexander Winokurow und Matthias Kessler (von links) beim Training auf Sardinien im Frühjahr 2007.

Foto: dpa

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Gerolsteiner - nüchterne Mineralwassertrinker

Sebastien Rosseler vom belgischen Team Quick Step und Ronny Scholz von Gerolsteiner (rechts) treten mal eben aus, statt in die Pedale.

Das Team Gerolsteiner fährt bei der Tour 2007 vor allem um seine Existenz. Die Chancen für einen Verbleib oder für einen Ausstieg aus der Tour stehen "fifty-fifty", sagt ein Sprecher.

Und Vorstand Jörg Croseck vertraut gar nur noch auf Zahlen. Sponsoring sei für ihn wie eine "temporäre Lebensgemeinschaft" - doch schmutziger Sport und reines Wasser passten nicht zusammen.

Mehr als 70 Prozent Bekanntheitsgrad unter den Bundesbürgern sei auch nicht drin. Am deutschen Wassermarkt ist die Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG bereits die Nummer eins - bei den Etappensiegen noch nicht.

Ende August 2007 will der Konzern aus der Vulkan-Eifel eine Entscheidung treffen. Gerolsteiner ist seit 1998 Teamsponsor.

Von den jährlich gezahlten acht bis neun Millionen Euro hängen rund 60 Arbeitsplätze ab, darunter die der 26 Profifahrer.

Die müssen aufpassen: "Es darf nichts Dramatisches passieren", so Croseck nach der dritten Etappe in Compiègne.

"Wenn Gerolsteiner eine Aktie wäre, würde ich sagen: Kaufen!", rät der T-Mobile-Sprecher halb im Spaß. Doch die Mineralwasser-Aktie könnte schon bald nicht mehr im Tour-Index gelistet sein.

Foto: afp

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Milram - milchig-trübe Aussichten

Das deutsch-italienische Team wird bis 2009 vom Nordmilch-Konzern mit Sitz in Bremen gesponsert. Wegen ungeklärter Dopingaffären um Teamchef Gianluigi Stanga und Radprofi Alessandro Petacchi will Nordmilch sein neun Millionen Euro-schweres Engagement ebenfalls nach dieser Tour überdenken.

Der Blick in die Zukunft wurde umso trüber, als kürzlich der deutsche Sprinter Erik Zabel (im Bild) Dopingvergehen aus seiner Zeit bei T-Mobile zugab.

Nordmilch-Vorstand Martin Mischel in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt: "Wir wollen vor dem Thema Doping nicht weglaufen. Es gibt vertragliche Verpflichtungen." Aber, so Mischel weiter, es gebe eine Ausstiegsstrategie: "Daran führt heutzutage kein Weg vorbei."

Reagiert werde erst, wenn eine Schädigung der Markenwerte festgestellt werde. Negativschlagzeilen sollten dabei weniger ausschlaggebend sein als etwaigen Dopingvorwürfen direkt zurechenbare, sinkende Verkaufszahlen der Nordmilch-Produkte.

Foto: Reuters

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Crédit Agricole - Patriotismus adé

Beschlossene Sache: 2008 wird die französische Bank Crédit Agricole sich und ihre sieben Millionen Euro nach einem Jahrzehnt Sponsorentum von der Tour de France zurückziehen - ungewohnt unpatriotisch für ein französisches Unternehmen.

Ebenfalls frühzeitig beschlossene Sache: Die Pose für den Sieg der vierten Etappe hat der Norweger Thor Hushovd schon vor Tourauftakt beim medizinischen Test am 5. Juli 2007 in London geübt.

Foto: Reuters

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Discovery Channel - bald ist Sendepause

Bart Knaggs ist frustriert: "Jeder, der derzeit versucht, eine Mannschaft oder ein Rennen zu vermarkten, muss für den ganzen Sport geradestehen." Der Teammanager von Discovery weiß, wovon er spricht - er ist auf Sponsorensuche.

Denn der Fernsehsender hat den Ausstieg bereits beschlossen. Die bislang jährlich in das Team Discovery gepumpten neun Millionen Euro müssen ab nächstem Jahr woanders herkommen.

Levi Leipheimer (im Bild), einst Edelhelfer des siebenmaligen Toursiegers Lance Armstrong, dürfte das aber nicht die Konzentration rauben.

Foto: dpa

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Rabobank - niederländische Gelassenheit

Der deutsche Radprofi Grischa Niermann ist froh, für ein niederländisches Team zu fahren. "In Deutschland ist das Klima so, dass jeder Fahrer verdächtigt wird", sagte Niermann am Donnerstag der niederländischen Zeitung Trouw.

Und "zum Glück", sagt Niermann, müsse er nach den Etappen nicht die ARD sehen, wo Dopingsünder Jörg Jaksche seine Geschichte ausbreiten durfte: "Allen deutschen Fahrern wird übel davon."

Wie übel oder gelassen die niederländische Sponsor Rabobank ihre zehn Millionen Euro bei der Tour aufgehoben sieht, ist nicht bekannt.

Doch ist die Kooperation in unvorteilhaftes Licht getaucht, nachdem sich der Großteil der Rabobank-Mannschaft vor Tourbeginn gesträubt hatte, eine Ehrenerklärung des Rad-Weltverbandes UCI zu unterschreiben.

Foto: afp

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