Als "Bank der Banken" ist die Bundesbank kein normales Institut, an dessen Schalter Kunden Geld abheben. Anders als Geschäftsbanken zielt die deutsche Zentralbank auch nicht darauf, ihren Gewinn zu maximieren. Eine Bilanz muss sie dennoch vorlegen, so wie es am heutigen Dienstag ihr Präsident Jens Weidmann getan hat. Der Überschuss ist zwar sehr viel niedriger als die erwarteten 1,5 Milliarden Euro ausgefallen, 664 Millionen Euro hat die Bundesbank aber immerhin verdient und überweist die Summe nun an das Finanzministerium. Doch woher kommt der Gewinn? Ein kurzer Überblick:
- Gold- und Währungsreserven: Die Währungsreserven bestehen vor allem aus US-Dollar und werden größtenteils in Form von Wertpapieren gehalten. Ist das Zinsniveau am Kapitalmarkt so niedrig wie im vergangenen Jahr, verringert das den Zinsertrag. Die Bundesbank verdient womöglich an Kursgewinnen, wenn sie Wertpapiere verkauft. Hinzu kommt: Anleihen in Fremdwährung verändern ihren Wert in der Bilanz auch bei Schwankungen der Wechselkurse - die Bundesbank muss den Wert in Euro ausweisen. Sinkt der Dollar-Kurs, sind die Anlagen in der US-Währung weniger wert. Diese Wertverluste, auch wenn sie nur auf dem Papier stehen, müssen bilanziert werden.
- Geldversorgung: Die Bundesbank setzt die geldpolitischen Beschlüsse der EZB in Deutschland um: Sie finanziert die Geschäftsbanken, indem sie im Auftrag der europäischen Währungshüter Zentralbankgeld verleiht. Mit dem Leitzins der EZB ist den Banken ein Mindestpreis für das Geld vorgegeben. Ist der Leitzins wie derzeit niedrig, sind es auch die Zinserträge der Bundesbank.
- Ankauf von Staatsanleihen: Die EZB hat, um die Euro-Krise aktiv zu bekämpfen, massenweise Staatsanleihen südeuropäischer Länder wie Italien, Spanien, Portugal oder Griechenland gekauft. Weil dies traditionell nicht zur Aufgabe der Währungshüter gehört, hat die Bundesbank die EZB für ihre Rettungsaktion scharf kritisiert. Allerdings hat die EZB damit im vergangenen Jahr einen Milliardengewinn gemacht. So verkündete sie im Februar, dass sich die Zinseinnahmen aus dem ersten Anleihekaufprogramm auf 1,1 Milliarden Euro beliefen, allein griechische Papiere brachten 555 Millionen Euro. Die Einnahmen aus den Anleihen schüttet die EZB an ihre Notenbanken, also auch an die Bundesbank, aus. Die erhält davon den größten Anteil, weil sie von allen europäischen Zentralbanken der größte Kapitalgeber der EZB ist. Die Finanzminister der EU haben sich darauf geeinigt, vorläufig alle Gewinne aus griechischen Staatsanleihen an Griechenland weiterzugeben. Für 2013 hat Schäuble Athen bereits 600 Millionen Euro zugesagt. Als Teil des Eurosystems hat sich die Bundesbank nämlich auch an dem Anleihekaufprogramm der EZB beteiligt und hält Papiere aus Griechenland - wie viele, dazu gibt sie keine Auskunft.
Zinseinnahmen sind es auch, die 2012 insgesamt den höchsten Ertrag der Bundesbank mit 8,3 Milliarden Euro ausmachen, das Plus aus den Anleihen eingerechnet. Dass der Gewinn am Ende nicht so hoch war wie von Finanzminister Schäuble erhofft, liegt auch daran, dass die Bundesbank Risikovorsorge betreibt. Dafür bildet sie Rückstellungen. Deshalb hat sie schon in den vergangenen Jahren niemals den gesamten Gewinn an das Finanzministerium weitergereicht. Die Bundesbank erhöht die Rückstellungen, weil sie sich gegen mögliche Ausfälle bei Staatsanleihen, etwa aus Griechenland, absichern will. Auch 2012 hat die Bundesbank zusätzlich Rückstellungen in Höhe von 6,7 Milliarden gebildet und bunkert nun insgesamt 14,4 Milliarden.