"Escada will wieder faszinieren", schwärmte Bruno Sälzer noch im Februar. Damals war der Escada-Chef noch zuversichtlich, dass eine Sanierung des schwer angeschlagenen Modekonzerns gelingen kann. Doch inzwischen ist viel passiert: Mitte August musste Escada Insolvenz anmelden. Inzwischen steht ein Verkauf des Unternehmens offenbar unmittelbar bevor, und damit vielleicht auch der Abgang von Sälzer.

Vom künftigen Eigentümer hängt auch ab, ob der frühere Chef von Hugo Boss an der Konzernspitze weitermachen kann. Insolvenzverwalter Christian Gerloff, dessen Verkaufstaktik nicht unumstritten ist, verhandelt auf Hochtouren.
Im Spiel sind noch drei Interessenten. Möglicherweise noch in dieser Woche soll es eine Entscheidung geben. Die Zeit drängt, es geht um mehr als 2000 Arbeitsplätze.
Sven Ley spricht von einem Lebenstraum
Gute Chancen rechnet sich Sven Ley aus. Der Sohn von Unternehmensgründer Wolfgang Ley hat zusammen mit seiner Frau Zoe, einer ehemaligen Investmentbankerin, eigens eine Gesellschaft für die Übernahme gegründet - die ZSL Partners.
Dahinter stünden "einige der einflussreichsten Familien der Welt", heißt es vage. Mit dabei ist jedem Fall der italienische Kaufhausunternehmer Maurizio Borletti, der auch in den Aufsichtsrat soll. Doch Sven Ley ist noch nicht am Ziel. Er bietet nach Informationen der Süddeutschen Zeitung zwischen 50 und 76 Millionen Euro für die Übernahme des operativen Geschäfts und will später kräftig investieren.
Sven Ley, der von einem Lebenstraum spricht, rührt schon mal kräftig die Werbetrommel. Bis 2014 soll der Umsatz von Escada auf 500 Millionen Euro steigen, teilte er am Dienstag mit. Derzeit sind es etwa 350 Millionen Euro, Tendenz rückläufig.
Einen Arbeitsplatzabbau solle es nicht geben. "Ziel ist es, Escada wieder auf seinen anspruchsvollen Markenkern zu konzentrieren und mit neuem Leben zu füllen", heißt es. Fest steht, dass Ley nicht mit Sälzer weiter machen will.
An seine Stelle soll Giacomo Santucci treten, der bereits für Prada und Gucci gearbeitet hat und in der Branche einen guten Namen hat. Vom Tisch wäre damit auch eine Ausweitung der Escada-Zielgruppe "nach unten", also auf jüngere, weniger betuchte Kundinnen, wie sie von Sälzer geplant wird.
Einige fürchten Rückkehr der Leys
Gegen Sven Ley und seinen Vater gibt es jedoch Vorbehalte bei Escada. Wolfgang Ley, der 2006 aus dem Vorstand ausschied, wird vorgeworfen, dass er die einst florierende Firma heruntergewirtschaftet habe. Einige fürchten gar die Rückkehr der Leys.
Gute Chancen werden deshalb Megha Mittal eingeräumt. Die Schwiegertochter des Stahlmagnaten Lakshmi Mittal hat genügend Geld, bietet angeblich mindestens 70 Millionen Euro. Die Inderin will an der Führungsriege um Sälzer festhalten. Sälzer hatte vergangenes Jahr rund 20 neue Manager zu Escada, größtenteils von Hugo Boss, geholt und bis kurz vor der Insolvenz für Aufbruchsstimmung gesorgt.
Noch im Rennen ist offenbar auch der Finanzinvestor Oaktree, er könnte der Überraschungssieger werden. Dagegen hat der russische Investor Rustam Aksenenko, der lange an Escada beteiligt war, inzwischen offenbar abgewunken, genauso wie die Hamburger Tchibo-Erben Herz.
Nach Brancheninformationen fühlen sich die beiden Interessenten von Insolvenzverwalter Gerloff und von Sälzer ausgebremst. Ihre Offerten seien nicht ernst genommen worden, heißt es.