Bierstreit:Quell des Ärgers

Bier Preisabsprachen Bier-Kartell Brauereien

Krombacher versuche, "einen Allerweltsbegriff für sich zu monopolisieren", sagt der Anwalt der klagenden Partei.

(Foto: dpa)
  • Die Brauerei Krombacher wirbt mit dem Begriff "Felsquellwasser" um Kunden - ein Hobbybrauer wollte, dass der Begriff aus dem Markenregister verschwindet.
  • Ein Gericht hatte bereits zu seinen Gunsten geurteilt, doch nun wies das Oberlandesgericht Hamm die Klage ab.

Von Benedikt Müller

Was sind hiesige Brauer nicht stolz auf ihr Reinheitsgebot. Seit Jahrhunderten verwenden sie nur Hopfen und Malz, Hefe und Wasser. Schnickschnack verboten. Gleichwohl lässt sich mit allzu gewöhnlichen Ingredienzen keine schöne Werbung machen. Viel lieber drucken die Hersteller Zutaten wie "Siegelhopfen" oder "Küstengerste" aufs Etikett. Und bei Krombacher vergeht kein Werbespot ohne den Slogan, dass die Siegerländer ihr Bier "mit Felsquellwasser" brauen. Das klingt nach Wasserfall, nach Waldspaziergang; jedenfalls klingt es lecker, dachten Werbetexter schon in den Sechzigern.

Doch nun musste Krombacher vor Gericht um das Felsquellwasser bangen. Ein Hobbybrauer aus Neuss hat die Brauerei verklagt: Kay Ingerfeld will, dass der Begriff aus dem Markenregister verschwindet. Dort hat Krombacher das Felsquellwasser im Jahr 2010 eintragen lassen, das in Wahrheit aus mehreren Quellen und Brunnen "am Fuße des Rothaargebirges" stammt, wie die Brauerei selbst schreibt. Seitdem darf kein Konkurrent das Wort verwenden, geschweige denn ein Bier mit dem Namen verkaufen. Und dabei bleibt es auch: Das Oberlandesgericht Hamm hat die Klage am Donnerstag abgewiesen.

Sehr zum Ärger Ingerfelds und seines Anwalts Robert Meyen. Jedes Quellwasser sei doch irgendeinem Felsen entsprungen; Krombacher versuche, "einen Allerweltsbegriff für sich zu monopolisieren", sagt Meyen. Überhaupt verkaufe die Brauerei gar kein Felsquellwasser, das sei eine Zutat unter vielen, seit Jahren nur noch auf dem Rücketikett genannt. ",Die Perle der Natur" ist der Slogan, den Krombacher momentan promotet", sagt Meyen, "das Felsquellwasser spielt eigentlich keine Rolle mehr". Daher müsse das Patent- und Markenamt den Eintrag löschen. Nichtnutzung nennen Juristen das.

Der Bierstreit von Westfalen hat Züge von David gegen Goliath, ist Krombacher doch eine der größten Brauereien in Deutschland. Seitdem das "Felsquellwasser" geschützt ist, haben die Siegerländer das Wort auf mehrere Milliarden Etiketten gedruckt. Krombacher habe die Marke "fortlaufend benutzt", urteilt Richter Celso Lopez Ramos. Ob vorne oder hinten auf der Flasche, sei egal. Und ob der Begriff Kunden täusche, weil auch das Felsquellwasser letztlich nur Wasser sei, darum gehe es in dieser Klage nicht. Nutzung oder Nichtnutzung, das ist hier die Frage.

Der Fall zeigt, wie schwer es ist, eine eifrig beworbene Marke aus der Welt zu schaffen. Man denke etwa an den Begriff Piemontkirsche, den der Ferrero-Konzern für "Mon Chéri" erschaffen hat, obwohl er für diese Schnapspralinen Steinobst aus verschiedenen Regionen verarbeitet - und im Piemont obendrein mehr Haselnüsse wachsen als Kirschen.

Das Felsquellwasser wird Krombacher jedenfalls noch einige Jahre exklusiv haben. Lopez Ramos hat keine Revision zum Bundesgerichtshof zugelassen. Zugleich hat der Richter den Streitwert des Verfahrens nach oben korrigiert, weil das Felsquellwasser so wichtig für die Marke Krombacher sei. Das würde es für Ingerfeld und Meyen noch teurer machen, die Zulassung zum Bundesgerichtshof zu beantragen. Für sein Altbier, das der Hobbybrauer in seiner Küche braut, muss Ingerfeld nun wohl einen anderen Namen suchen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: