Bier in der Systemgastronomie:McBier? Haben wir nicht!

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Gibt es bei McDonald's Bier? Jein. In manchen Filialen ja, in den meisten nicht. Wegen sinkender Verkaufszahlen wollen deutsche Brauer stärker in die Systemgastronomie einsteigen. Doch auf ihre Flirtversuche gibt es nur zurückhaltende Reaktionen.

Johannes Aumüller

Wie ist eigentlich die Antwort des McDonald's-Angestellten, wenn jemand zu seinem Burger und seinen Pommes keinen Softdrink, sondern ein Bier bestellt? Ist sie a) "Natürlich"? Oder b) "Es gibt lediglich alkoholfreies"? Oder c) "Bier haben wir nicht"?

Auf dem Oktoberfest gibt es Bier en masse, in der Systemgastronomie dagegen nur in geringen Mengen. (Foto: dapd)

Richtig ist - jede der drei Antwortmöglichkeiten. Denn wie auch bei vielen Konkurrenten entscheidet bei Deutschlands größter Schnellrestaurant-Kette (1300 Filialen) jedes einzelne Restaurant beziehungsweise der Franchisenehmer vor Ort. Und für die gibt es verschiedene Argumente, wegen derer sie sich für eine drei Möglichkeiten entscheiden - bis hin zu der Frage, ob die Filiale in der Nähe eines Fußballstadions liegt. Jedenfalls verkaufen nur rund 40 Prozent der McDonald's-Restaurants alkoholhaltiges oder -freies Bier. Auch die Konkurrenz bietet es nur in ausgewählten Filialen an.

Neben dem einen oder anderen Kunden würden sich vor allem die deutschen Bierbrauer eine Änderung dieser Situation wünschen. Denn die Absatzzahlen der Branche gehen seit 1976 kontinuierlich zurück, allein in den vergangenen zehn Jahren sank der Bierabsatz von 107,8 Millionen Hektolitern auf 100 Millionen Hektoliter. Wegen dieser Entwicklung sind die Brauer auf der Suche nach neuen Märkten, und neben diversen Biermischgetränken oder der Produktion eines Premium-Bieres fürs Kreuzfahrt-Publikum gerät auch die Systemgastronomie ins Interesse der Braugruppen - also jene Ketten, die sich so definieren, dass es in allen Filialen dieselbe Angebotspalette in möglichst derselben Qualität gibt.

Denn die Umsatzzahlen der im engeren Sinne zu dieser Kategorie zählenden Ketten, also ohne beispielsweise die Back-Shops von Tankstellen, entwickeln sich seit Jahren nach oben. Der Nettoumsatz der Mitglieder des Bundesverbandes der Systemgastronomie (BdS) stieg von 2005 bis heute von 3,5 auf 4,3 Milliarden Euro.

Entsprechend nachvollziehbar ist es, wenn Werner Wolf, Geschäftsführer der Bitburger-Gruppe (unter anderem Bitburger, Köstritzer, König Pilsener) in einem Interview sagt: "Wir wollen dahin, wo der Markt wächst, nämlich in die Systemgastronomie. Warum soll in einem Schnellrestaurant neben Cola und Fanta nicht alkoholfreies Bier angeboten werden?" Bitburger selbst kooperiert schon seit 2008 mit McDonald's. Konkrete Verhandlungen über das Engagement hinaus gebe es zwar noch nicht, aber sein Unternehmen beobachte diesen Markt, sagt Wolf.

Ein Sprecher des Deutschen Brauer-Bundes gibt sich noch ein wenig zurückhaltender, aber gleichwohl interessiert: "Die Systemgastronomie ist ein Absatzmarkt von vielen. Sie ist Teil eines großen Blumenstraußes, der womöglich gute Chancen bietet. Aber wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt", sagt er - noch verkauft die Systemgastronomie in Deutschland Schätzungen zufolge lediglich 70.000 Hektoliter pro Monat, was weniger als einem Prozent des gesamten Getränkeverbrauchs ausmacht.

Doch bei diesem Abwarten geht es nicht nur um das Kundeninteresse - sondern auch um die Reaktionen der anvisierten Geschäftspartner. Denn die Vertreter der großen Schnellrestaurant-Ketten zeigen gar kein signifikantes Interesse, die vermeintlich so naheliegende Trias Burger, Pommes, Bier voran zu treiben. "Bier und Alkohol spielen bei uns keine große Rolle, das passt zumindest bei den meisten Marken nicht wirklich zum Image", sagt Valerie Holsboer, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Systemgastronomie. "Alkoholfreies Bier könnte ich mir da schon eher vorstellen."

Diese Grundhaltung schlägt sich auch vor Ort nieder. Bisweilen verkaufen Filialen das Bier nur in Pappbechern. In anderen Restaurants kann es zwar geordert werden, steht aber nicht auf der offiziellen Speisekarte. Und in vielen neueröffneten Restaurants gibt es kein Bier zu kaufen.

Die Zahl der McDonald's-Angestellten, die auf die Frage nach einem Bier zu dem Burger mit "Natürlich" antworten, dürfte in den kommenden Jahren also eher nicht steigen.

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