Zwischen den Zahlen:Ausgesprochen süffig

Outbreak of the coronavirus disease (COVID-19) in London

Bei diesem Anblick darf man als Deutscher Kneipengänger ruhig mal ein bisschen grollen.

(Foto: Tom Nicholson/Reuters)

Die Briten lieben deutsches Bier, vor allem, wenn es alkoholfrei ist. Dafür kann es nur eine Erklärung geben.

Von Elisa von Grafenstein

Es gibt wahrlich Dinge, um die man Großbritannien so gar nicht beneiden kann. Um das Wetter, den Brexit-Ärger und die Sportart Cricket etwa. In einem Punkt aber kommt man nicht umhin, dann doch ziemlich neidisch auf die Insel zu schielen: die frisch zurückgewonnene Pub-Freiheit der Engländer.

Seit Kurzem sind in Großbritannien zumindest die Außenbereiche der Kneipen wieder geöffnet. Beobachter berichten von meterlangen Warteschlangen und noch längeren Wartelisten. Da darf man als Deutscher ruhig mal ein bisschen grollen. Denn mal ehrlich: So ein einsames Bier auf der Couch kann nicht auch nur annähernd die Geschmacksdichte und Süffigkeit entwickeln wie die x-te Halbe in der Kneipe oder im Biergarten.

Immerhin die deutschen Bierbrauer können sich über die wieder eröffneten Pubs freuen - sollte man meinen. Tatsächlich aber ist deutsches Bier in britischen Kneipen gar nicht mal so stark vertreten. Allzu oft gehören die Pubs großen Firmen, die lieber mit entsprechenden Nachlässen bei globalen Bierkonzernen ordern. Einige Brauereien wie Heineken besitzen zudem selbst Hunderte Kneipen und schenken dort vor allem ihre eigenen Marken aus, zum Beispiel Foster's oder Amstel.

Wobei die Vermutung naheliegt, dass die Zurückhaltung der Pubs auch an den für Briten unaussprechlichen Namen der deutschen Biere liegen könnte. Nach dem dritten Pint ein weiteres "Augustiner Edelstoff" oder ein "Franziskaner Weißbier Dunkel" am lärmenden Tresen zu bestellen, ist schließlich ein bisschen viel verlangt. Dann doch lieber einfach ein Becks. So ließe sich übrigens auch erklären, warum das deutsche Bier in britischen Supermärkten sehr wohl zugelegt hat: Um gut ein Viertel gingen die Exporte 2020 nach oben. Beliebt ist vor allem alkoholfreies Bier, die Insel ist mittlerweile Deutschlands größter Exportmarkt. Ist ja auch klar: Nüchtern sind die Namen immerhin noch einigermaßen auszusprechen.

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