Bezahlen:Lieber mit Karte

Lesezeit: 1 min

In der Corona-Krise zahlen die Deutschen seltener in bar. Das Alter macht aber einen großen Unterschied.

Von Valentin Dornis, München

"Bitte zahlen Sie, wenn möglich, mit Karte": Dass dieser Satz in vielen deutschen Geschäften üblich wird, hätte vor der Corona-Krise wohl kaum jemand gedacht. Zwar stieg auch in den vergangenen Jahren der Anteil der Kartenzahlungen, doch der Infektionsschutz könnte die Bezahlkultur im Bargeld-Land Deutschland noch schneller verändern. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt schließlich, derzeit digital zu zahlen.

Der digitale Zahlungsvermittler Klarna hat deshalb untersuchen lassen, wie die Deutschen in diesem Frühjahr zum Bargeld stehen, das Institut Yougov befragte dafür Mitte Mai mehr als 2000 Menschen verschiedener Altersgruppen. Ein Ergebnis der repräsentativen Umfrage: Welche Rolle das Bargeld im Alltag spielt, ist vor allem eine Generationen-Frage.

Das zeigt sich beim Blick ins Portemonnaie. Im Durchschnitt gaben die Befragten an, zum Zeitpunkt der Umfrage 89,22 Euro bei sich zu haben - je älter, desto mehr. Über-55-Jährige hatten mit 98 Euro am meisten dabei. Im Durchschnitt aller Altersgruppen gab es zudem einen großen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männer gaben an, 104 Euro bei sich zu tragen, Frauen nur 75 Euro. Doch auch hier macht das Alter einen Unterschied, bei den Befragten unter 35 Jahren sehen die Unterschiede ganz anders aus. Männer dieser Altersgruppen gaben im Schnitt an, 64 Euro dabei zu haben, Frauen etwa 71 Euro.

Und wie wird nun eingekauft? Ein Großteil der Befragten gab an, weniger als die Hälfte ihrer Einkäufe noch mit Bargeld zu bezahlen. Etwa 15 Prozent sagten sogar, sie würden im Einzelhandel überhaupt nicht mehr bar zahlen. Und auch hier wiederholt sich das Generationen-Muster: je älter, desto mehr wird bar gezahlt.

Die Zahlen sind zwar nur eine Momentaufnahme, doch sie passen ins Bild anderer Veröffentlichungen: Diverse deutsche Banken berichten, in den vergangenen Monaten sei die Zahl bargeldloser Zahlungen deutlich stärker als üblich gestiegen. Mehr Menschen zahlten nicht nur mit Karte, sondern auch kontaktlos. Das Beratungsunternehmen Oliver Wyman schätzt, dass der Anteil der Barzahlungen am Gesamtumsatz bis 2025 auf 32 Prozent fällt - 2017 waren es laut Bundesbank noch knapp 48 Prozent. "Eine Entwicklung, die mehrere Jahre dauern sollte, wird durch die Corona-Pandemie nun auf wenige Monate kondensiert", sagt Gökhan Öztürk von Oliver Wyman.

© SZ vom 08.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: