Bezahldienste:Paypal umwirbt junge Kunden

Der Finanzchef John Rainey spricht über neue Apps, das Bezahlen per Smartphone und den Abschied von Ebay. Zukunftssorgen scheint er nicht zu haben.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Es ist noch früh am Morgen, als er das Telefon abnimmt, doch John Rainey ist schon hellwach. Am Abend zuvor hat der Finanzchef von Paypal die Zahlen für das vergangene Quartal vorgestellt - und die waren nicht so gut, wie von vielen Analysten erwartet. Trotz des boomenden Online-Handels im Weihnachtsgeschäft konnte Paypal nicht so stark wachsen wie erwartet. Zwar stieg der Umsatz um 14 Prozent auf rund 4,23 Milliarden Dollar. Doch hatten sich die Analysten mehr erhofft. Damit verfehlt Paypal erstmals seit drei Jahren die Erwartungen der Investoren.

Finanzchef John Rainey spricht dennoch von einem "großartigen Jahr" mit einem kleinen Rücksetzer im letzten Quartal. Verantwortlich macht er dafür zum einen Währungseffekte, zum anderen aber die langjährige Muttergesellschaft von Paypal. "Ebay ist quasi gar nicht gewachsen, da fehlen uns 30 Millionen Dollar Umsatz in den letzten drei Monaten", sagte Rainey der Süddeutschen Zeitung.

Paypal war einst eine Tochter von Ebay und ihr Zahlungsanbieter. Seit 2015 ist Paypal eigenständig, blieb aber erste Wahl bei Ebay. Ab 2020 nun ändert sich das ebenfalls. Ebay hat sich einen anderen Bezahldienstleister ausgesucht. Paypal ist dann nur noch ein Partner von vielen. "Wir sind auf diesen Wechsel vorbereitet", sagt Rainey.

Einen großen Verlust will er nicht sehen. "Das Geschäft mit Ebay ging sowieso zurück in den vergangenen Jahren", so der Finanzchef. Wenn aber bereits ein schlechtes Weihnachtsgeschäft bei Ebay in der Bilanz von Paypal zu sehen ist, dürfte die Umstellung im kommenden Jahr nicht ganz so einfach werden.

Dass die Aktionäre unzufrieden mit den Zahlen von Paypal waren, lag aber nicht nur am Ergebnis des vergangenen Jahres, sondern ebenfalls an den Aussichten für die Zukunft. Die beiden große Probleme Währungseffekte und Ebay werden nämlich zusätzlich den Start ins neue Jahr beeinträchtigen, heißt es im Jahresbericht des US-Konzerns.

Fast 14 Millionen neue Nutzer hat das Unternehmen binnen drei Monaten gewonnen

Trotz allem dürfe man nicht vergessen, dass Paypal so schnell und so profitabel wachse wie kaum ein Unternehmen, betont Rainey. Über das ganze Jahr legte der Umsatz um 18 Prozent zu. Optimistisch stimmt den Finanzchef aber etwas anderes: "Im vierten Quartal haben wir 13,8 Millionen Nutzer gewonnen. Das sind so viele wie noch nie. Über das ganze Jahr sind es sogar 38 Millionen", sagt er. Das, so denkt Rainey, sei ein guter Indikator dafür, dass man auch weiterhin wachsen könne.

Hoffnung auf zukünftiges Geschäft macht die App Venmo, die unter jungen Leuten in den USA beliebt ist, mit der man Geld untereinander versendet oder in Shops bezahlen kann. Noch ist das Geschäft für Paypal unprofitabel und wird es auch noch eine Zeit lang bleiben. Die Zahl der aktiven Nutzer aber wächst rasant. "Da liegt unsere Zukunft", sagt Rainey. "Von diesem Trend zum Smartphone profitieren wir." In der Zukunft erwartet Rainey, dass etwa 60 bis 70 Prozent aller Zahlungen über das Smartphone abgewickelt werden. Darauf bereitet sich die Firma seit einiger Zeit vor, sie hat neben Venmo beispielsweise "One-Touch" auf den Markt gebracht. Kunden können seither mit einen Klick in Online-Shops bezahlen.

Generell ist Paypal mehr als ein Zahlungsdienstleister mit blauem Button für Online-Shops. In Deutschland hat zuletzt die Kooperation mit GooglePay für Aufsehen gesorgt. Nutzer mit einem Android-Smartphone können ihr Paypal-Konto dort nun als Zahlungsmethode hinterlegen und sind nicht darauf angewiesen, dass ihre Bank mit Google zusammenarbeitet. Finanzchef Rainey hält das mobile Bezahlen aber für vergleichsweise unwichtig: "Das ist nichts, was in den nächsten 24 Monaten entscheidend wird", sagt er.

In den vergangenen Jahren hatte der Konzern außerdem ordentlich zugekauft und erwarb unter anderem iZettle, einen Hersteller von Kartenterminals aus Schweden für mehrere Milliarden Euro. "Wir generieren eine enorme Menge Cash", sagt Rainey. "Das wollten wir nutzen, um in Wachstum zu investieren." Das Start-up sei dazu eine willkommene Gelegenheit gewesen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: