Bezahl-Apps:Ärger um die Schnittstelle

Jahresbilanz 2016 der Volks- und Raiffeisenbanken

Der Markt für mobile Bezahldienste ist zersplittert. Auch Sparkassen und Volksbanken wollen mitmischen.

(Foto: Markus Scholz/dpa)

Sparkassen und VR-Banken haben ihre eigenen Systeme auf den Markt gebracht.

Von Felicitas Wilke

Fast jeder Mensch, der hierzulande ein Smartphone besitzt, hat das Betriebssystem Android des Marktführers Google oder iOS von Apple installiert. Wenn es darum geht, mit welchem Bezahldienst die Verbraucher via Smartphone einkaufen, kann von einem Duopol noch nicht die Rede sein. Der Markt der mobilen Bezahldienste ist vielfältig - man könnte auch sagen: zersplittert. Das gilt allerdings nur dann, wenn die Kunden ein Handy mit Android-Betriebssystem besitzen. Und da gehen die Probleme schon los.

In den vergangenen Jahren haben Supermarktketten, Telekommunikationsanbieter oder Banken ihre eigenen Bezahllösungen herausgebracht. Die meisten nutzen die inzwischen gängige NFC-Technik, einige wenige wie das Bonusprogramm Payback greifen auf QR-Codes zurück. Gerade weil sich so viele Anbieter auf dem Markt tummeln, haben manche bereits aufgegeben. Zuletzt stellte Vodafone im Juni 2018 seinen Bezahldienst Wallet ein. Dafür kamen mit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken zwei große Spieler neu hinzu: Kurz nach dem Start von Google Pay, aber noch mehrere Monate vor Apple Pay lancierten sie für viele ihrer Institute im Spätsommer jeweils eine eigene mobile Bezahl-App. Damit erreichten sie auf einen Schlag viele Millionen Bankkunden.

Zum Start ihres eigenen Bezahldienstes betonten die Sparkassen, die Daten ihrer Kunden nicht an Dritte weiterzugeben. Damit versuchten sie sich gezielt von Google abzugrenzen: Das Unternehmen beteuert zwar, die bei Google Pay generierten Daten nicht zu Werbezwecken zu nutzen, hat aber dennoch das Image eines eifrigen Datensammlers.

Während die Lösungen der Banken für Kunden mit Android-Gerät eine Alternative zu Google Pay sind, bleiben sie allen, die ein iPhone besitzen, bis heute vorenthalten. Da Apple an den Transaktionen mitverdienen möchte, gibt der Konzern seine NFC-Schnittstelle nicht für Drittanbieter frei. Apple-Nutzer können an der Kasse mobil also nur mit Apple Pay bezahlen - oder mit einer Anwendung wie Payback Pay, die auf QR-Code-Basis funktioniert. Die Sparkassen kritisieren Apple dafür und haben sie schon im Dezember aufgefordert, die Schnittstelle "zu angemessenen Konditionen" nicht nur für den eigenen Bezahldienst zu öffnen.

Gescheitert ist eine Zusammenarbeit zwischen Sparkassen, VR-Banken und Apple bisher auch daran, dass sich bei Apple Pay die Girocard, die mit Abstand meistgenutzte Bankkarte in Deutschland, nicht hinterlegen lässt. Bei den Bezahldiensten der Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist das möglich. Tatsächlich zeigen die bisherigen Nutzungszahlen, dass die meisten Bankkunden auch mobil nicht mit der Kreditkarte zahlen wollen. Bei den VR-Banken nutzen 80 Prozent die digitale Girocard und nur 20 Prozent die Kreditkarte, bei den Sparkassen haben sogar mehr als 85 Prozent der Nutzer eine Girocard hinterlegt. Insgesamt haben sich bisher knapp 76 000 Kunden der VR-Bank die App fürs Mobile Bezahlen heruntergeladen, die App der Sparkasse wurde in den ersten vier Monaten 330 000 Mal heruntergeladen.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikel haben wir das Betriebssystem Android fälschlicherweise dem Hardwarehersteller Samsung zugerechnet. Es ist jedoch ein Betriebssystem des US-Konzerns Google, das unter anderem für Samsung-Geräte verwendet wird.

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