Süddeutsche Zeitung

Betreiber von Senioren-Stiften:Staatsanwalt ermittelt wegen Verdachts auf Korruption bei Immobiliengeschäften von Augustinum

  • Ein Ex-Geschäftsführer des Augustinums soll die gemeinnützige Unternehmensgruppe zusammen mit drei weiteren Geschäftsleuten schwer geschädigt haben: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts auf Betrug und Korruption bei Immobiliengeschäften.
  • Das Augustinum hatte elf seiner Seniorenstifte an eine kleine Immobilienfirma verkauft und derselben Firma gleichzeitig ein Darlehen von insgesamt 728 Millionen Euro gewährt. Außerdem soll eine hohe Provision geflossen sein.
  • Die Beschuldigten streiten die Vorwürfe ab.

Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wegen Verdachts auf Betrug und Korruption bei Immobiliengeschäften der gemeinnützigen Unternehmensgruppe Augustinum, die 23 Seniorenstifte mit 7400 Bewohnern in ganz Deutschland betreibt. Ein Ex-Geschäftsführer des christlich geprägten Sozial-Konzerns soll zusammen mit drei weiteren Geschäftsleuten die Unternehmensgruppe schwer geschädigt haben. Der Ex-Geschäftsführer saß fast ein dreiviertel Jahr in Untersuchungshaft in München-Stadelheim und wurde Anfang Mai freigelassen. Er und die anderen Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe.

Das Augustinum hatte von 2010 bis 2013 elf seiner Seniorenstifte an eine kleine Immobilienfirma aus Norddeutschland verkauft und anschließend sogleich angemietet. Außerdem hat die norddeutsche Firma drei weitere Häuser, in denen das Augustinum schon vorher nur Mieter war, von anderen Eigentümern übernommen - mit Einverständnis des Augustinums.

Das Augustinum sieht sich im Nachhinein bei diesen Geschäften "systematisch getäuscht"; man habe die Immobilien deshalb unter Wert verkauft. Schuld daran seien der eigene ehemalige Aufsichtsratschef Artur Maccari, der Anfang 2014 verstarb, und der Ex-Geschäftsführer, der in U-Haft saß. Die beiden hätten die Immobiliendeals "massiv vorangetrieben" und Augustinum dabei in die Irre geführt.

Ein Vermittler kassierte eine hohe Provision

Für die Immobilienkäufe bekam die norddeutsche Firma mit einem Eigenkapital von lediglich 25 000 Euro vom Augustinum Darlehen in Höhe von insgesamt 728 Millionen Euro. Die Zinsen für die Darlehen beglich die Firma aus dem Norden bislang mit den Mieten, die das Augustinum zahlte. Inzwischen hat das Augustinum nahezu alle Verträge mit der norddeutschen Firma angefochten oder gekündigt und die Mietzahlungen eingestellt. Außerdem versucht der Seniorenstift-Betreiber, sich mit Hilfe der Justiz den Zugriff auf die Immobilien zu sichern.

Bei den Immobilien-Geschäften soll ein vom damaligen Aufsichtsratschef Maccari präsentierter, in der Schweiz ansässiger Vermittler hohe Provision kassiert haben. Das Augustinum beteuert, man habe erst hinterher, im Jahr 2014, davon erfahren. Fast 40 Millionen Euro sollen die Provisionen insgesamt betragen haben. Einen Teil davon soll Maccari selbst erhalten haben, ein anderer Teil soll in eine Villa geflossen sein, die der frühere Augustinum-Geschäftsführer bewohnt, der in U-Haft saß. Der Staatsanwaltschaft fällt es allerdings angeblich schwer, Belege dafür zu finden, dass die Villa mit Geld aus dem Immobilienhandel finanziert worden sei.

Die Münchner Staatsanwaltschaft äußert sich nicht im Detail. Sie bestätigt nur die Ermittlungen. Diese richten sich außer gegen den Ex-Geschäftsführer vom Augustinum auch gegen den Mittelsmann, der die Provisionen kassierte, sowie gegen die beiden Betreiber der norddeutschen Immobilienfirma.

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