Nachruf:Ein Leben für die Schifffahrt

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Bertram Rickmers war Chef der "Asian Spirit Steamship Company". (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Bertram Rickmers war einer der bekanntesten deutschen Reeder. Er führte in fünfter Generation Geschäfte in der Schifffahrt. Nun ist Rickmers mit 70 Jahren bei einem Unfall in seiner Villa gestorben.

Von Saskia Aleythe, Hamburg

Wer sehen will, wer prägend für die Schifffahrt war, der muss nicht viel weiter gehen als bis zur Promenade am Hamburger Hafen. Dort liegt die Rickmer Rickmers, ein Dreimaster aus dem 19. Jahrhundert. Dieser bekommt die Ozeane der Erde schon lange nicht mehr zu Gesicht, lockt aber als Museumsschiff das ganze Jahr Massen von Besuchern an. Benannt wurde er nach der Reeder-Dynastie Rickmers, die in fünfter Generation noch immer im Schiffereigeschäft aktiv ist, aber gerade schwere Zeiten durchmacht. In der Nacht von Sonntag auf Montag ist Bertram Rickmers im Alter von 70 Jahren gestorben.

Rickmers war Chef der "Asian Spirit Steamship Company". Die Geschäftsleitung des Unternehmens schrieb am Montag in einer Mitteilung an die Belegschaft von einem "völlig überraschenden" Tod des bekannten Reeders. In Unternehmenskreisen war von einem tragischen Unfall die Rede. Rickmers soll in seiner Villa auf einer Treppe gestürzt sein, wie die Bild berichtete, am 60. Geburtstag seiner Frau. Seine Mutter Christa Rickmers war auf ähnliche Weise ums Leben gekommen: Sie erlitt 2003 im Alter von 75 Jahren bei einem Treppensturz schwere Kopfverletzungen.

Die Schifffahrt hatte sein Leben geprägt

Bertram Rickmers durchlebte zuletzt turbulente Jahre: 2017 musste er mit seiner "Rickmers Holding AG" Insolvenz anmelden, die weltweite Schifffahrtskrise erwischte das Unternehmen hart. Am Ende standen 1,7 Milliarden Euro Schulden in den Büchern, es war eine der spektakulärsten Pleiten der Branche. Zusammen mit seinem Bruder Erck hatte er in den 1980er Jahren zunächst eine Firma gegründet, die Schiffsanleihen verkaufte. Nach der Trennung der beiden Brüder baute Bertram Rickmers sein Unternehmen zu einer bedeutenden Macht im globalen Markt auf: 130 Schiffe gehörten in den besten Zeiten zur Flotte, über 2000 Menschen fanden bei ihm Arbeit.

Dass die HSH Nordbank in der Krise als Hauptgläubiger überraschend einen außergerichtlichen Sanierungsplan abgesagt hatte, empörte Rickmers, es folgten lange Gerichtsprozesse. Noch immer laufen Untersuchungen über die Rolle der Bank. Auf der anderen Seite kämpfen weiterhin geschädigte Anleger um Entschädigung. Die Zeaborn-Gruppe des Bremer Bauunternehmers Kurt Zech kaufte schließlich das Unternehmen. Ein Jahr später verkaufte Bruder Erck Rickmers seine Schifffahrtsgruppe "E.R. Schiffahrt" an Zech. Das war eine besondere Ironie, hatten die Brüder selbst doch nicht mehr zusammenarbeiten wollen.

Die Schifffahrt hatte das Leben von Bertram Rickmers geprägt: Nach dem Abitur ging er selber auf See. Er studierte Volkswirtschaftslehre und wurde bei seinem Onkel Claus Rickmers angeheuert. Bei der Rickmers-Werft in Bremerhaven war er für den Verkauf der Schiffe zuständig, machte sich selbstständig und wurde schließlich selber Reeder. Nach der Insolvenz der Rickmers Holding baute er mit der "Asian Spirit Steamship Company" ein neues Unternehmen auf, im vergangenen Jahr übergab er seinem Sohn Rickmer Clasen Rickmers die Geschäfte. Bertram Rickmers hinterlässt neben seiner Ehefrau und Sohn Rickmer Clasen zwei Töchter und fünf Enkel.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Erck Rickmers sei mit seinem Unternehmen "E.R. Schiffahrt" ebenfalls insolvent gegangen. Das stimmt nicht, "E.R. Schiffahrt" wurde ohne Insolvenz an Zeaborn verkauft.

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