Medienindustrie:Mohn-Enkel steigt bei Bertelsmann auf

Medienindustrie: Thomas Coesfeld wird neuer Chef der Musikfirma BMG.

Thomas Coesfeld wird neuer Chef der Musikfirma BMG.

(Foto: Bertelsmann/obs)

Thomas Coesfeld, Enkel des Patriarchen Reinhard Mohn, soll neuer Chef der Musiktochter BMG werden. Damit kann er sich als Nachfolger des Bertelsmann-Chefs in Stellung bringen.

Von Caspar Busse

Es ist so etwas wie die schrittweise Rückkehr der Familie in das Management des Gütersloher Medienunternehmens Bertelsmann. Nun wird Thomas Coesfeld, 32, ein Enkel des Familienpatriarchen Reinhard Mohn (1921-2009), Chef der Musikfirma BMG, eine der wichtigen und großen Geschäftssparten des Konzerns. Coesfeld wird damit auch Mitglied des sogenannten Bertelsmann Group Management Committee, eine wichtige Führungsebene direkt unter dem Vorstand. Thomas Coesfeld und sein Bruder Carsten, 35, der bereits seit vergangenem Jahr den Bereich Bertelsmann Investments leitet, gelten Insidern zufolge auch als Kandidaten für den Vorstandsvorsitz des Gesamtkonzerns.

Den hat derzeit Thomas Rabe inne, sein Vertrag wurde zuletzt um weitere fünf Jahre bis Ende 2026 verlängert. Doch der Mann, der seit 2006 im Vorstand von Bertelsmann sitzt und 2012 überraschend zum Vorstandsvorsitzenden berufen wurde, kämpft derzeit mit einer ganzen Reihe von Problemen. Konkret: Rabes Strategie, einzelne Bertelsmann-Geschäftsbereiche in ihren Bereich gegen US-Konkurrenten führend zu machen, vor allem durch Zukäufe oder Fusionen, ist zuletzt gleich an mehreren Stellen gescheitert.

In den Niederlanden wurde Bertelsmann von den Kartellbehörden gestoppt

Erst an diesem Montag stoppte die niederländische Wettbewerbsbehörde ACM die Fusionspläne von RTL. Rabe, in Personalunion auch RTL-Chef, wollte ursprünglich RTL Nederland und John de Mols Medienunternehmen Talpa Network zu einem größeren Unternehmen fusionieren und so in den Niederlanden zu einem stärkeren Konkurrenten von internationalen Streaming-Riesen werden. Die Wettbewerbsbehörde kritisierte die gemeinsam starke Stellung der beiden Firmen auf dem Markt für Fernsehwerbung. Beide Firmen kämen auf einen Anteil von insgesamt rund 75 Prozent. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass Marktkonsolidierung notwendig ist, um mit den globalen Tech-Plattformen konkurrieren zu können - und dass eine Marktkonsolidierung auf den europäischen TV-Märkten früher oder später stattfinden wird", sagte Rabe.

Aber es ist nicht die erste Schlappe von Rabe. In Frankreich wollte er den RTL-Fernsehsender M 6 an den Konkurrenten TF 1 verkaufen, um damit einen "nationalen Champion" zu schaffen, auch das scheiterte im vergangenen Jahr an den Kartellbehörden. In Deutschland machte Rabe immer wieder dem Münchner Konkurrenten Pro Sieben Sat 1 Avancen, zusammen mit RTL könnte ein schlagkräftiges Unternehmen geschaffen werden, so sein Argument. Auch hier gibt es neben vielen anderen Punkten kartellrechtliche Bedenken. Gleichzeitig wurde das Verlagshaus Gruner und Jahr (Stern, Brigitte, Geo) bei RTL eingegliedert, derzeit gibt es große Unruhe bei den Mitarbeitern, die einen Ausverkauf fürchten.

Medienindustrie: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gruner und Jahr protestierten in der vergangenen Woche.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gruner und Jahr protestierten in der vergangenen Woche.

(Foto: Marcus Brandt/dpa)

In Luxemburg kam der Zusammenschluss des Luxemburger Callcenter-Betreibers Majorel, an dem Bertelsmann beteiligt ist, mit einem Konkurrenten nicht zustande. Und in den USA gelang die Übernahme des Buchverlags Simon & Schuster nicht. Die Bertelsmann-Firma Penguin Random House wollte den Konkurrenten für mehr als zwei Milliarden Dollar übernehmen, das Justizministerium verhinderte das Geschäft jedoch. Markus Dohle, Chef von Penguin Random House, verkündete daraufhin seinen Rückzug.

Seit 2021 ist Thomas Coesfeld bei BMG

Thomas und Carsten Coesfeld sind Söhne einer Tochter aus Reinhard Mohns erster Ehe. Thomas Coesfeld ist seit Anfang 2016 bei Bertelsmann, nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete er zunächst für die weltweit tätige Unternehmensberatung McKinsey. Seit April 2021 ist er bei BMG. Dort tritt er Anfang 2024 die Nachfolge von Hartwig Masuch, 68, an. Der gilt als Vertrauter von Rabe und hat seit 2008 für Bertelsmann in Berlin das Musikgeschäft erfolgreich wieder aufgebaut. Masuch war früher selbst Musiker und Produzent, er gilt auch als ein Wegbereiter der Neuen Deutschen Welle und war unter anderem Manager der Band Extrabreit. Heute ist BMG eine der großen Musikrechte-Firmen der Welt.

Neben Coesfeld gibt es weitere Familienvertreter im Konzern. Christoph Mohn, ein Sohn von Reinhard und dessen letzter Frau Liz, ist Vorsitzender des Bertelsmann-Aufsichtsrats und übt seit 2021 auch das Amt des Familiensprechers aus. Seine Frau Shobhna Mohn arbeitet ebenfalls für Bertelsmann in leitender Position. Christophs Schwester Brigitte wiederum ist im Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, dort sitzt auch Mutter Liz im Kuratorium.

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