Bertelsmann:Es wird wieder gelesen

Bertelsmann: Ein Schild mit dem Logo von Bertelsmann vor der Zentrale in Gütersloh. Die Geschäfte laufen.

Ein Schild mit dem Logo von Bertelsmann vor der Zentrale in Gütersloh. Die Geschäfte laufen.

(Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Bücher, Zeitschriften, Fernsehen: Bertelsmann meldet trotz Corona-Pandemie das beste Jahr der Firmengeschichte. Nun soll kräftig investiert werden.

Von Caspar Busse

Thomas Rabe feierte an diesem Donnerstag gute Zahlen - und dabei vor allem sich selbst. Der 56-Jährige ist seit zehn Jahren Vorstandsvorsitzender des international tätigen Medienunternehmens Bertelsmann, sein Vertrag wurde jüngst bis 2026 verlängert. "2021 war das beste Jahr in der Unternehmensgeschichte", sagte er zu seinem Dienstjubiläum. Der Umsatz wachse zweistellig, und es sei das höchste operative Ergebnis seit Gründung erzielt worden - Bertelsmann ist bereits 186 Jahre alt.

Besonders gut liefen die Fernsehtochter RTL, der Buchverlag Penguin Random House und das Dienstleistungsgeschäft; die Werbeeinahmen legten zudem wieder deutlich zu. Offenbar konnte das Unternehmen aus Gütersloh von der Pandemie auch profitieren. Denn in der Krise lesen die Menschen wieder mehr oder suchen Ablenkung im Fernsehen. So erhöhte sich trotz der Corona-Pandemie der Bertelsmann-Umsatz um gut elf Prozent auf 18,7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg auf 3,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich erhöhte sich der Bertelsmann-Gewinn um 58 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro, dabei eingerechnet sind allerdings die einmaligen Erlöse aus mehreren Firmenveräußerungen. Rund 220 Millionen Euro davon werden an die Bertelsmann-Eigentümer - die Familie und Stiftungen - ausgeschüttet.

Bertelsmann: Seit zehn Jahren an der Spitze von Bertelsmann: Thomas Rabe.

Seit zehn Jahren an der Spitze von Bertelsmann: Thomas Rabe.

(Foto: Stefan Boness/Imago)

Die Bertelsmann-Firma Penguin Random House mit Hauptsitz in New York, der mit Abstand größte Buchverlag der Welt, konnte den Umsatz 2021 um sechs Prozent auf vier Milliarden Euro erhöhen. Es gab eine Reihe von weltweiten Bestsellern, darunter "Renegades: Born in the USA" von Ex-Präsident Barack Obama und dem Musiker Bruce Springsteen. Der Buchmarkt wachse weltweit, sagte Rabe, es seien eine ganze Zahl von kleineren Verlagen weltweit übernommen worden. Die wichtigste Akquisition, nämlich die des renommierten US-Buchverlags Simon & Schuster, hängt allerdings. US-Behörden hatten ihr Veto eingereicht, die Sache liegt nun bei den Gerichten. Eine Entscheidung werde für Herbst erwartet, sagte Rabe und fügte an: "Wir sind unverändert zuversichtlich, bei diesem Verfahren zu obsiegen."

Im November 2020 bereits hatte Markus Dohle, der Chef von Penguin Random House, die Übernahme von Simon & Schuster für mehr als zwei Milliarden Dollar angekündigt. Hillary Clinton, John Irving, Stephen King, Bob Woodward: Viele der Autoren, die Simon & Schuster unter Vertrag hat, sind weltweit bekannt. Es ist auch einer der fünf großen Buchverleger der USA. Für Penguin Random House wäre das eine deutliche Stärkung. Zur Bertelsmann-Tochter gehören bereits rund 320 eigenständige Buchverlage auf sechs Kontinenten mit mehr als 600 Millionen verkauften Büchern im Jahr.

Rabe kündigte zudem an, dass er in den nächsten Jahren fünf bis sieben Milliarden Euro in Wachstum stecken werde. Dabei wollen die Gütersloher auch in zusätzliche Geschäftsfelder wie den digitalen Gesundheitsbereich einsteigen. Zudem soll das Streamingangebot von RTL deutlich ausgebaut werden, es gebe bereits vier Millionen Abonnenten. RTL hatte zuletzt die Bertelsmann-Zeitschriften-Tochter Gruner + Jahr übernommen. Rabe zeigte sich erneut an einem mittelfristigen Zusammengehen mit Pro Sieben Sat 1 interessiert, aktuell sei das aber kein Thema. Die gesamten Schulden von Bertelsmann konnten deutlich auf unter eine Milliarde Euro gesenkt werden. "Das Unternehmen hat keinen Kapitalengpass mehr wie noch vor zehn Jahren", betonte Rabe. Damals hatte er als ehemaliger Finanzvorstand die Führung übernommen. Gut gemacht, sollte das wohl heißen.

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