Es begann mit dem Seidenstrumpf-Trick. Der von Schulden und Justizermittlungen bedrängte Medienunternehmer ließ ihn über die Kamera ziehen, um seinem Gesicht weiche Züge zu verleihen. Er setzte sich, umgeben von Familienfotos, hinter den Schreibtisch und hob zur Auftaktrede seiner politischen Karriere an.
"Italien ist das Land, das ich liebe", säuselte Silvio Berlusconi am 26. Januar 1994. 20 Jahre später ist er als Steuerbetrüger rechtskräftig verurteilt, aus dem italienischen Senat ausgeschlossen und den Ehrentitel Cavaliere los. Er hat seine politischen Rechte verwirkt und wird ab Donnerstag zum Fall für den Bewährungshelfer, um seine zwölfmonatige Haftstrafe in Form gemeinnütziger Arbeit abzuleisten. Die Schmach des tiefen Falls hat Berlusconi niedergeschmettert. Dabei könnte er sich trösten mit prächtigen Nachrichten aus der Geschäftssphäre.
Ausgerechnet 2013 war finanziell das erfolgreichste seiner Laufbahn. Keiner der Superreichen Italiens vermehrte sein Vermögen so wie er. Bloomberg schätzte seine Habe auf 8,6 Milliarden Dollar - ein Zuwachs von drei Prozent. Andere Industrielle büßten in der schweren Rezession Vermögen ein, für das Firmenimperium des mehrmaligen Ministerpräsidenten aber lief es an der Börse blendend.
Das Imperium der Berlusconis ist auch ein Fußball-, ein Medien- und ein Finanzimperium. Zum Vergrößern bitte klicken.
Berlusconis Kinder wollen nicht in die Politik
Vertreten ist die Familienholding Fininvest am Mailänder Finanzplatz mit drei Unternehmen: dem Fernsehkonzern Mediaset, dem Buch- und Presseverlag Mondadori und der Versicherung Mediolanum. Hinzu kommt eine Zwei-Prozent-Beteiligung an der Mailänder Geschäftsbank Mediobanca.
Der Wert von Berlusconis Aktienpaketen kletterte 2013 auf 3,67 Milliarden Euro. Ein sensationeller Anstieg um 82 Prozent. Das entspricht einem virtuellen Tagesgewinn von 4,5 Millionen Euro. Und die Kursrally setzt sich 2014 munter fort. Da ist verständlich, dass die Kinder ihren vom Berufsverbot niedergedrückten Vater im Stich lassen und sich weigern, seinen Platz in der Politik einzunehmen.
Marina Berlusconi, 47, hat den Vater im Konzern bereits 1998 beerbt. "Statt alle Stufen hinauf zu klettern, konnte ich den Fahrstuhl nehmen", gestand sie einmal. Als die zierliche Mailänderin vor 16 Jahren auf den Präsidentensessel der Fininvest gehievt wurde, sahen viele eine Platzhalterin in ihr. Sie irrten. Berlusconi älteste Tochter kommandiert die Konzerntruppen in schneidigem Ton.
Auch Bruder Pier Silvio Berlusconi, 44, denkt nicht im Traum daran, eine Erbmonarchie in der Politik zu installieren. Er stieg vor 22 Jahren beim TV-Konzern Mediaset ein. Im Jahr 2000 nahm er als Vizepräsident mit operativen Vollmachten auf dem Führungssessel Platz.
Politik funktioniere nicht per Thronfolge, sagt er. Und: "Meinem Vater helfe ich besser, indem ich mich um Mediaset kümmere". Die Fernsehgruppe mit drei landesweiten Sendern ist das Herzstück des Familienimperiums. Ihn begeistere sein Job, sagt Berlusconi Jr. Er kann mit Erfolgen aufwarten: Im März meldete der Mediaset-Chef, dass die Kosten der TV-Gruppe um 622 Millionen Euro gesenkt wurden.