Berliner Großflughafen:Wowi sagt Sorry

Berlins Bürgermeister Wowereit entschuldigt sich für die Verzögerung bei der Eröffnung des neuen Flughafens "Willy Brandt". Wann der Betrieb endlich starten kann, ist noch unklar. Jetzt müssen darum die Anwohner am Flughafen Tegel mit größeren Belastungen rechnen.

Als bekannt wurde, dass der Termin für die Eröffnung des neuen Großflughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) nicht mehr zu halten sein würde, soll der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit einen Wutanfall bekommen haben.

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Auf dem Flughafen Tegel dürfte es eng werden diesen Sommer. 

(Foto: AFP)

Jetzt hat sich Wowereit, der auch Aufsichtsratschef des Flughafens ist, in einer Regierungserklärung für die Verzögerung entschuldigt. Viele Menschen und Unternehmen hätten sich auf die Eröffnung am 3. Juni verlassen und seien nun enttäuscht worden. "Dafür möchte ich mich im Namen der Flughafengesellschaft entschuldigen", sagte der SPD-Politiker im Berliner Abgeordnetenhaus. Eine Schadensminimierung, etwa für Gewerbetreibende an den Flughäfen, sagte Wowereit zu. Hier werde es Härtefallregelungen geben, die auch über rein rechtliche Ansprüche hinausgehen könnten.

Wowereit hat die Verschiebung der Flughafeneröffnung in Schönefeld verteidigt. "Sicherheit muss oberste Priorität haben, da kann man keine Abstriche machen", sagte er in seiner Regierungserklärung. Deshalb habe man die "Notbremse" ziehen müssen. Die für den 3. Juni geplante Eröffnung des Hauptstadtflughafens war am Dienstag wegen Brandschutz-Problemen überraschend abgesagt worden. Einen neuen Termin gibt es noch nicht.

Wowereit warnte davor, jetzt die Arbeiten zu verlangsamen. "Das Gefährlichste wäre, dass jetzt der Druck aus dem Kessel kommt." Er hob hervor: "Wir müssen ein gemeinsames Interesse daran haben, dass dieser Flughafen so schnell wie möglich eröffnet wird."

Dauer der Verzögerung ist unklar

Unterdessen steht ein Termin für die abschließende Brandschutzprüfung am neuen Berliner Flughafen noch nicht fest. "Die Nachricht, dass wir mit der Wirkprinzipprüfung beginnen können, haben wir noch nicht erhalten", sagte der Sprecher des zuständigen TÜV Rheinland, Hartmut Müller-Gerbes. Die Prüfung einer derart komplizierten Gesamtanlage dauert in der Regel einige Wochen. Bei der Wirkprinzipprüfung wird begutachtet, ob alle zuvor einzeln abgenommenen Anlagen harmonieren und die Gesamtanlage den Brandschutzbestimmungen entspricht.

Die bestandene Prüfung ist Voraussetzung dafür, dass das Bauordnungsamt des Landes Brandenburg die Freigabe für das Terminal erteilen kann. Die Prüfung "ist unsere Aufgabe", sagte Müller-Gerbes. "Sie beginnt, wenn alle Anlagen fertig gebaut sind." Die entsprechende Nachricht komme vom Flughafen-Betreiber. "Bisher haben wir sie noch nicht erhalten." Danach nähmen die Prüfungen mindestens drei bis vier Wochen in Anspruch.

Ein letzter Härtetest für Tegel

Nach dem Debakel um die Eröffnung des Hauptstadtflughafens kommen auf die Anwohner des Airports Tegel möglicherweise noch größere Belastungen zu. Air Berlin als wichtigster Kunde drängt darauf, das Nachtflugverbot am Flughafen Tegel einzuschränken. Es solle nur noch von Mitternacht bis 5 Uhr gelten - so wie es auch am neuen Flughafen geplant ist.

Mehrere Fluggesellschaften arbeiten daran, ihr größeres Angebot am überlasteten Flughafen Tegel unterzubringen. Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn schrieb an Flughafenchef Rainer Schwarz: "Schon heute bitten wir Sie dringend zu prüfen, für diese Übergangsphase bei der Verlängerung von Tegel die Öffnungszeiten des Flughafens morgens und abends um je eine Stunde zu verlängern." So könne die Drehkreuzstruktur für Umsteigeverbindungen ordnungsgemäß abgewickelt werden.

Wowereit und Platzeck hatten am Dienstag gefordert, dass noch im August die ersten Maschinen vom Großflughafen Willy Brandt abheben. Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums mahnte: "Es geht um einen realistischen und umsetzbaren Termin." Flughafen-Chef Schwarz sprach sich gegen politisch gewünschte Termine aus, die technisch nicht machbar seien.

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