Süddeutsche Zeitung

Berlin:Wahlkampf-Satire empört die CDU

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Leitkultur und Einwanderungsstopp: Ein angeblicher Wahlwerbespot der Berliner CDU irritiert nicht nur Internet-Nutzer, sondern verärgert auch die Partei. Die wittert finstere Machenschaften hinter der YouTube-Satire.

Die Forderungen sind so eindeutig wie reaktionär: Keine Einwanderer mehr aus "fremden Kulturkreisen", eine "starke deutsche Leitkultur" und ein Bekenntnis zur "Gewinnmaximierung". Seit einigen Tagen ist ein vermeintlicher Wahlwerbespot der Berliner CDU bei YouTube zu finden, dessen radikale Botschaft für reichlich Resonanz sorgt: In zahlreichen Kommentaren beschimpften Nutzer die Partei und ziehen Vergleiche zur NPD.

Die konservative Wende der Berliner CDU wirkt dabei zumindest hinsichtlich der Produktion des Videos durchaus authentisch: Die Stimme aus dem Off wirkt professionell, das Parteilogo ist ebenso eingebaut wie der Wahlkampf-Slogan.

Die Partei allerdings ist über das Video nicht erfreut. Das liegt weniger an der heftigen Resonanz, als an der Tatsache, dass es sich offenbar um eine Satireaktion handelt. Als "Schandtat" bezeichnet der Landesgeschäftsführer Dirk Reitze das Video im Tagesspiegel, der Spot zeige""überhaupt nicht unsere Inhalte", beklagt er, die Partei werde "verunglimpfend dargestellt".

Satirefreunde hingegen freuen sich ob einer gelungenen Überzeichnung, Blogs wie das Kraftfuttermischwerk loben den "nahezu genialen Spot". Der dürfte nun ein Nachspiel haben. Die Partei hat Anzeige erstattet und möchte YouTube dazu bringen, das Video zu löschen, berichtet der Tagesspiegel. Der Ersteller selbst hat den Mini-Film inzwischen auf "privat" gesetzt, weshalb er nicht mehr von allen Nutzern abgerufen werden kann.

Passend zum Wahlkampf hat CDU-Mann Reitze bereits einen Verdacht, wer hinter dem falschen Video stecken könnte. Einzig der "politische Gegner" mache sich eine solche Mühe, die CDU zu verunglimpfen.

Allerdings ist es nicht so, als könnte die Berliner Union derzeit nur mit unlauteren Mitteln von einer Zweidrittelmehrheit abgehalten werden: In einer aktuellen Forsa-Umfrage liegt sie bei mageren 17 Prozent.

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