Berlin (dpa/bb) - Obdachlose und Aktivisten haben nach eigenen Angaben Wohnungen in einem Haus im Berliner Bezirk Mitte besetzt. Nach Angaben der Initiative „Leerstand Hab ich Saath“ halten sich seit Donnerstagmittag jeweils zwei bis drei Menschen in acht leerstehenden Wohnungen in der Habersaathstraße 46 auf. Ob sie die Türen mit Gewalt öffneten, wollte ein Sprecher der Initiative nicht sagen. Die Polizei bestätigte am Donnerstag, dass sich Menschen im Gebäude aufhielten. Von einer Besetzung wollte die Behörde am Nachmittag jedoch nicht sprechen.
Die Initiative will nach eigenen Angaben in der Pandemie auf fehlenden Raum für wohnungslose Menschen aufmerksam machen. „Alle sollen möglichst zu Hause bleiben. Aber diese Menschen haben kein Zuhause“, sagte der Sprecher. Sie wollten deshalb bleiben. Aus den Fenstern des Wohnblocks hingen Transparente mit Aufschriften wie „Stay at home - draußen nicht geht“. Vor dem Haus versammelten sich Dutzende Unterstützer der Aktion.
Um das Haus in der Habersaathstraße gibt es seit langem Zwist. Es ist nach Angaben der Initiative 1984 als Schwesternwohnheim der Charité erbaut und seitdem mehrmals verkauft worden. Im August 2018 habe der aktuelle Eigentümer den verbliebenen Bewohnern gekündigt und den Abriss angekündigt.
Die Bezirksverordnetenversammlung Mitte unterstützte im Juni die Forderungen der Interessengemeinschaft Habersaathstraße. Die Kaufverträge und die darin enthaltenen Schutzklauseln für Mieterinnen und Mieter seien offen zu legen und die Rekommunalisierung durch das Land Berlin anzustreben, hieß es in einer Entschließung. Der Erhalt des Wohngebäudes müsse mit der schnellstmöglichen Beendigung des dortigen Wohnungsleerstandes und der Vermietung der Wohnungen einhergehen. Ein großer Teil der Wohnungen steht nach Angaben der Initiative aber weiterhin leer.