Bericht:"Unverantwortliche Kreditvergabe"

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Sittengemälde der Gier: Auf 71 Seiten legte das US-Justizministerium jetzt minutiös dar, mit welchen Methoden die Deutsche Bank aus dem Boom auf dem US-Häusermarkt Profit zu schlagen versuchte.

Von Meike Schreiber

Spätestens seit dem Kinofilm "The Big Short" ist jenes Geschäftsgebaren, das die Deutsche Bank nun teuer zu stehen kommt, auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Kurz vor Ausbruch der Finanzkrise verkauft das größte deutsche Geldhaus - und mit ihr mehrere US-Banken - bestimmte Hypothekenpapiere nach außen als sicheres Investment, wettet intern aber längst auf den Zusammenbruch des zugrunde liegenden US-Häusermarktes. Als die Anleihen kurz darauf fast wertlos werden, verlieren nicht nur Investoren ihr Geld, viele US-Hausbesitzer sehen sich zudem mit der Zwangsversteigerung konfrontiert.

"Die Deutsche Bank hat nicht nur Investoren getäuscht. Sie hat direkt zu einer internationalen Finanzkrise beigetragen", schrieb nun US-Justizministerin Loretta Lynch in einem Bericht über die Geschäfte der Deutschen Bank in den USA, der am Dienstagabend veröffentlicht wurde.

Auf 71 Seiten legt das Ministerium minutiös dar, mit welchen Methoden die Deutsche Bank 2005 bis 2007, also unter Vorstandschef Josef Ackermann und Investmentbankingchef Anshu Jain, aus dem Boom auf dem US-Häusermarkt Profit zu schlagen versuchte. "Um es noch schlimmer zu machen, ermutigte die Bank unverantwortliche Kreditvergabe, die für die Kunden zum Verlust ihrer Häuser führte, weil sie die Raten nicht zahlen konnten", heißt es darin. Die Richtlinien für die Kreditvergabe seien extra so geändert worden, dass jeder Häuslebauer, der sich gerade noch so über Wasser halten konnte ("anyone with half a pulse"), einen Kredit bekommen habe.

Der Bericht ist nicht von ungefähr so detailliert, schließlich begründet er eine Strafe von enormen 7,2 Milliarden Dollar, welche das US-Justizministerium mit der Bank ausgehandelt hat - eine Summe, die alle anderen Strafzahlungen des Instituts übertrifft. Kurz vor Weihnachten hatte sich Deutsche-Bank-Chef John Cryan mit den USA auf die Eckpunkte geeinigt, nun folgte die offizielle Bestätigung. Das Verhalten sei "nicht akzeptabel" gewesen, schrieb Cryan den Mitarbeitern des Konzerns. "Wir entschuldigen uns uneingeschränkt dafür."

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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