Bergbau - Heinersbrück:Tagebau Jänschwalde fördert wieder Kohle: Mahnfeuer gelöscht

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Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerkes Jänschwalde der LEAG (Lausitz Energie Bergbau AG). Foto: Patrick Pleul/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Cottbus (dpa) - Nach einem mehrmonatigem Abbaustopp wird im Tagbau Jänschwalde seit Dienstag wieder Braunkohle gefördert. Mit Beginn der Frühschicht haben 180 Mitarbeiter ihre reguläre Arbeit wieder aufgenommen, wie der Sprecher des Betreibers Leag, Thoralf Schirmer, sagte. Die Stimmung beschrieb er als "gelöst". Damit arbeitet die Grube seinen Angaben zufolge wieder im normalen Betrieb in drei Schichten. Insgesamt sind dort mehr als 600 Mitarbeiter beschäftigt.

"Wir sind wieder zuhause, wir haben unseren Tagebau zurück", freute sich Betriebsratschef Uwe Schütze. Nach fast sechs Monaten Stillstand hätten die Kollegen mitunter Angst gehabt, dass es gar nicht mehr weitergehe, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Am Morgen hätten sich Kohlekumpel am Mahnfeuer vor dem Tagbau getroffen und es gelöscht. Das Feuer brannte seit dem Stillstand des Regelbetriebs im September.

Etwa die Hälfte der Tagebau-Stammbelegschaft wurde seit September zwischenzeitlich an anderen Betriebsstandorten der Leag eingesetzt. 270 Mitarbeiter waren auf die Tagebaue Welzow, Nochten und Reichwalde (beide Sachsen) aufgeteilt. Zahlreiche Mitarbeiter hätten weitere Wege zur Arbeit in Kauf nehmen müssen, berichtete Schütze. Zwei Kollegen hätten verkürzt arbeiten müssen, weil der weite Anfahrtsweg in andere Tagebaue mit der Familie nicht mehr vereinbar war.

"Es war natürlich eine belastende Zeit für alle", sagte Wolfgang Rupieper, Vorsitzender des Vereins Pro Lausitzer Braunkohle. Gerade in den mittelständischen Betrieben wie etwa Elektrofirmen, die Zuliefer für den Tagebau sind, habe es es eine große Unsicherheit gegeben. Auch hätten Firmen Umsatzeinbußen hinnehmen müssen.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) wollte die Sachentscheidung nicht kommentieren. "Aber als Arbeitsminister freue ich mich für die Beschäftigten, die für die nächsten Jahre eine gute Lebensperspektive haben", sagte Steinbach.

Der Tagebaubetrieb war seit dem 1. September gestoppt, weil eine Umweltverträglichkeitsprüfung fehlte. Seitdem befand sich die Grube im Sicherheitsbetrieb, den das Landesbergamt angeordnet hatte. Der Hauptteil der Anlagen stand weitgehend still. Etwa 360 Mitarbeiter sorgten für die geologische Standsicherheit des gesamten Grubenbetriebs einschließlich der 30 000 Tonnen schweren Förderbrücke mit angeschlossenen Baggern. Auch zusätzliche Messstellen wurden eingerichtet, um nachkommendes Grundwasser zu beobachten.

Am Montag hatte das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) nach Angaben des Energieunternehmens die Zulassung des Hauptbetriebsplanes 2020 bis 2023 erteilt. Sie schafft die genehmigungsrechtliche Grundlage dafür, den Tagebau Jänschwalde bis 2023 in seine geplante Endstellung zu fahren. Vorausgegangen war eine umfangreiche Prüfung, ob sich der Tagebau mit Pflanzen- und Tierwelt sowie den örtlichen Biotopen verträgt, die so genannte FFH-Umweltverträglichkeitsprüfung. Es ging den Angaben zufolge um 14 FFH-Gebiete und ein Vogelschutzgebiet.

Dem Stopp des Tagebaus war eine Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit der Grünen Liga vorausgegangen. Die Umweltschützer befürchten, dass Filterbrunnen, die zur Sicherung und Erweiterung des Tagesbaus gebohrt werden müssen, besonders geschützte Gebiete wie etwa Moore und Feuchtgebiete gefährden. Mit der Klage wollten sie nach eigenen Angaben eine weitere Ausbreitung des Tagebaus in Richtung Norden verhindern und die Landschaften in der Umgebung vor dem Austrocknen schützen.

Wegen der Perspektiven für den Kohleabbau gibt es in den Braunkohlegebieten ohnehin Sorgen. Zu Beginn des Jahres hat die Bundesregierung das Gesetz für den Kohleausstieg auf den Weg gebracht. Er regelt das Ende der klimaschädlichen Stromproduktion aus Kohle in Deutschland bis spätestens 2038.

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