Süddeutsche Zeitung

Beratervereinbarungen:Millionen, die fehlen

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Die Fusion mit der London Stock Exchange ist abgesagt, doch die dafür engagierten Berater wollen trotzdem Geld sehen. Eine Menge Geld.

Von Jan Willmroth

Sie wollten nichts dem Zufall überlassen. Als die Chefs der Deutschen Börse die Fusion mit der London Stock Exchange planten, suchten sie sich jede Menge Berater. Es sollten die besten sein, Anwälte, Investmentbanker, Kommunikations- und Strategieberater. Diesmal, im dritten Anlauf, einen internationalen Börsenriesen zu formen, sollte es endlich funktionieren. 150 Millionen Euro hatte der Konzern für den Erfolg reserviert.

Auf der Hauptversammlung Mitte Mai wollten kritische Aktionäre genau wissen, wie viel das denn nun gekostet hat. Und erstmals musste die Börse offenlegen, wie sich die Millionen auf die einzelnen Mandate verteilten. 76,5 Millionen Euro waren es insgesamt, die nach nur 14 Monaten trotzdem fällig wurden, der Rest war erfolgsabhängig. Damit zeigt der Fusionsversuch exemplarisch, wie viel Geld Berater bei solchen Vorhaben inzwischen aus Konzernen absaugen. Die Beratungsfirma Compass Lexecon erhielt 9,5 Millionen Euro, die Strategieberater von McKinsey 5,9 Millionen. Die Investmentbank Perella Weinberg erhielt 4,9 Millionen Euro, die Kommunikationsberater von Hering Schuppener 2,8 Millionen. Deren Konkurrenten CNC und FTI rechneten 5,3 Millionen Euro ab. Die Wirtschaftsprüfer und Berater von PwC, Deloitte und KPMG bekamen 3,5 Millionen Euro. Und die Anwaltskanzlei Linklaters stellte 33,4 Millionen Euro in Rechnung. So viel Geld für die Rechtsberatung? "Das ist absurd viel", sagt ein Investmentbanker, der von Frankfurt aus Fusionen und Übernahmen begleitet.

Auf der Hauptversammlung rechtfertigten sich Vorstand und Aufsichtsrat mit den Worten, es seien "marktübliche Stundensätze" gezahlt worden. Das Geld könnte die Börse nun gut gebrauchen, etwa für kleinere Zukäufe und neue Projekte. Stattdessen muss sie an anderer Stelle sparen und hat sich vorerst einen Einstellungsstopp verordnet.

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Quelle:
SZ vom 31.05.2017
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