Beraterbranche:Kriminalität lässt Kassen klingeln

Wirtschaftsvergehen als Wachstumstreiber: Mehrere Korruptionsskandale rüttelten die Wirtschaft wach, jetzt rufen die Unternehmen nach Prävention. Die Beraterbranche boomt.

Harald Schwarz

Die Prüfer- und Beraterbranche profitiert verstärkt von einer sprunghaft gestiegenen Nachfrage von Unternehmen nach Hilfe bei wirtschaftskriminellen Handlungen wie etwa Korruption, Geldwäsche und Bilanzvergehen. Zugleich wollen sich Firmen besser auf solche dubiosen Machenschaften vorbereiten.

Darauf deutet jedenfalls hin, dass Berater vermehrt um Ratschläge zur Prävention gebeten werden. Diese von der deutschen Niederlassung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers (PwC) aufgezeichneten Trends prägen derzeit das Bild in der gesamten Branche.

Hinzu kommt eine laut PwC-Vorstandssprecher Hans Wagener "spürbar belebte Nachfrage" nach Sanierungsberatung. Diese erklärt sich aus der aktuellen Finanzkrise. Um die eingegangenen Aufträge bearbeiten zu können, musste PwC sogar schon Personal umschichten.

Getragen wird das Beratungsgeschäft somit längst nicht mehr vor allem von der sogenannten Transaktionsberatung, also vom Geschäft mit Firmenübernahmen und -verkäufen. Wagener zufolge wird die Krisenberatung künftig weiter expandieren. Er spricht davon, dass die Unterstützung von Unternehmen bei der Bekämpfung von Bilanzvergehen und anderen wirtschaftskriminellen Handlungen ein "Wachstumstreiber" sei.

Weiterer Wachstumsfaktor: immer komplexere Standards und Regeln

Offenkundig haben Fälle wie die Korruptionsaffäre bei Siemens viele Manager von Firmen für diese Probleme nachhaltig sensibilisiert. Dafür spricht auch der gerade veröffentlichte Bericht der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International, in dem bei diesem Thema ein "Stimmungswandel" auf den Chefetagen konstatiert wurde.

Doch nicht nur wirtschaftskriminelle Aktivitäten und die Angst vor solchen Machenschaften füllen die Kassen der Berater-Gilde, auch Behörden und Gesetzgeber tragen dazu bei mit immer komplexeren Standards und Regeln, was die Planungssicherheit von Unternehmen "massiv erschwert", so Wagener.

Auf den Boom im Beratungsgeschäft reagiert er mit einem Personalaufbau. Die betroffene PwC-Sparte soll binnen drei Jahren auf 1600 Mitarbeiter kommen. Derzeit sind es 1200. Vor drei Jahren waren es nur 800.

Im Geschäftsjahr 2006/07 (Ende Juni) steigerte die deutsche PwC ihre Gesamtleistung um fast ein Zehntel auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Zwar wird das Geschäft nach wie vor von der Wirtschaftsprüfung dominiert, die allein auf 784 Millionen Euro (plus 7,6 Prozent) kam.

Doch entwickelte sich die Beratung laut Wagener mit einem Plus von beinahe 21 Prozent auf 241 Millionen Euro "überproportional gut". In drei Jahren soll dieses Segment bereits auf 350 Millionen Euro kommen. PwC beschäftigt an 28 deutschen Standorten 8390 Mitarbeiter.

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