Süddeutsche Zeitung

BER:Es bleibt bei 2020

Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg weist Berichte über Schwierigkeiten zurück - und hält am versprochenen Eröffnungstermin fest.

Von Anna Reuß, Berlin

Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg GmbH hält am geplanten Eröffnungstermin im Oktober 2020 fest. Vor wenigen Tagen war in einem Medienbericht von Mängeln die Rede, die der TÜV in einem internen Bericht bewertet hatte. Die Flughafengesellschaft wies am Mittwoch die Darstellung zurück, dass der Eröffnungstermin gefährdet sei. Man sei optimistisch, dass die Bauarbeiten am Flughafen Berlin Brandenburg BER voraussichtlich diesen Sommer abgeschlossen werden könnten.

Anfang des Monats hatte der Tagesspiegel über einen 61 Seiten langen internen "Statusbericht" des TÜV Rheinland zum Zustand der Anlagentechnik im Fluggastterminal vom 8. März berichtet, aus dem hervorgehe, dass zahlreiche Mängel am neuen Hauptstadtflughafen dessen geplante Eröffnung im Herbst 2020 höchst unwahrscheinlich machten. So soll der "Zieltermin aufgrund des unfertigen Anlagenzustandes stark gefährdet" sein, wie die Zeitung aus dem Bericht zitierte.

Die Probleme seien dem TÜV-Bericht zufolge umfassender als bislang angenommen. Demnach geb es allein bei den Kabeln für die Sicherheitsbeleuchtung und die Sicherheitsstromversorgung 11 519 Mängel, wie etwa vermischte Kabeltrassen oder unzulässige Befestigungen. Rückbaumaßnahmen im Terminal sollen inzwischen notwendig sein, um gravierende Mängel an Sicherheitskabeln des Brandschutzsystems beseitigen zu können, hieß es. "Wesentliche Mängel" gebe es auch bei den Sprinkleranlagen und Brandschutzklappen. Zudem seien haushaltsübliche Dübel verbaut worden, die nicht der Brandschutzvorschrift entsprächen.

Nach Angaben der Flughafengesellschaft wurde in dieser Woche die Entrauchungssteuerung abschließend geprüft und vom TÜV freigegeben. Dies sei ein "Meilenstein bei der Fertigstellung", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Engelbert Lütke Daldrup. Neben der Brandmeldeanlage und der Sicherheitsverstromung war sie eines der kritischen Gewerke, die bislang zur Verzögerung des Eröffnungstermins führten. Der Flughafengesellschaft zufolge ist der BER bis auf das Terminal 1 fertig; die Arbeit an den übrigen Gebäuden sowie an den Start- und Landebahnen seien bereits abgeschlossen.

Bis der Flughafen allerdings seinen Betrieb aufnehmen kann, darf es nun keine Verzögerungen mehr geben: Mit der sogenannten Wirk- und Prinzipprüfung aller Anlagen soll frühestens Anfang Juli, spätestens jedoch Ende Juli begonnen werden. Die für die Dauer von zwei Monaten angesetzte Prüfung aller Systeme im Terminal setzt voraus, dass bis dahin sämtliche Mängel behoben sind.

Der FDP-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus und Mitglied im BER-Untersuchungsausschuss, Sebastian Czaja, warf Flughafenchef Lütke Daldrup vor, sich "zu einem notorischen Lügner zu entwickeln", wie der Tagesspiegel weiter berichtete. Es komme immer nur so viel ans Tageslicht, "wie wir im parlamentarischen Untersuchungsausschuss Fragen stellen". Lütke Daldrup, der vierte Flughafenchef seit dem Baubeginn, habe nach Czajas Aussage beim Landgericht Hamburg Klage eingereicht, teilte ein Sprecher am Mittwoch mit. Es handele sich um eine "unzutreffende Tatsachenbehauptung, die zugleich beleidigenden Charakter hat". Czaja fordert zudem, den Auftrag des Ausschusses zu erweitern, um auch aktuelle Probleme zu untersuchen, die sich durch den TÜV-Bericht ergeben hätten. Im Juni soll auch der Regierende Bürgermeister und ehemalige Aufsichtsratschef Michael Müller (SPD) vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss gehört werden.

Die Bauarbeiten am Hauptstadtflughafen BER dauern seit 2006 an. Die Eröffnung war mehrfach verschoben worden: Ursprünglich war sie für 2011, dann für 2012, geplant. Auch dieser Termin wurde kurzfristig abgesagt. Bisherigen Absagen hätten gravierende Fehleinschätzungen der Lage zugrunde gelegen, hieß es aus Flughafenkreisen.

Wegen technischer Probleme wurde der geplante Eröffnungstermin schließlich im Jahr 2017 auf den Oktober 2020 verschoben: Damals war bekannt geworden, dass bei etwa 80 Prozent der automatischen Türen die elektronische Ansteuerung nicht funktionierte.

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Quelle:
SZ vom 17.04.2019
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