Baustelle BER:Airport-Chef spricht von "ganz entscheidendem Schritt"

Flughafen BER

Noch immer ist der BER in Berlin eine Baustelle. Im Terminalgebäude in Schönefeld beginnen nun entscheidende Tests der Brandschutzanlagen.

(Foto: dpa)
  • Am künftigen Hauptstadtflughafen BER hat der TÜV im Hauptterminal des Flughafens "Willy Brandt" die sogenannten Wirkprinzip-Prüfungen begonnen.
  • Flughafenchef Lütke Daldrup spricht von einem "ganz entscheidenden Schritt" auf dem Weg zur geplanten Inbetriebnahme im Oktober 2020.
  • Sechs Mal ist die Eröffnung des Airports schon verschoben worden. Jetzt soll der Ausbruch aus diesem Muster gelungen sein.

Von Jens Schneider, Berlin

Wenn es für ein Projekt schon ein Erfolg ist, dass letzte Prüfungen vor dem Start beginnen, kann es sich fast nur um den BER handeln: Mehr als sieben Jahre liegt es nun zurück, dass die Eröffnungsparty für den neuen Hauptstadtflughafen abgesagt werden musste. Erst war im Frühjahr 2012 nur von gravierenden Brandschutzmängeln die Rede, von einer Verschiebung um wenige Monate. Dann tauchten immer weitere Probleme auf. Neue Flughafenchefs kamen und gingen. Oft gab es viele gute Nachrichten hintereinander, dann die eine, die wieder alles auf null stellte. Sechs Mal wurde die Eröffnung schon verschoben. Jetzt soll der Ausbruch aus diesem Muster gelungen sein.

An diesem Montag hat der TÜV im Hauptterminal des Flughafens Willy Brandt die sogenannten Wirkprinzip-Prüfungen begonnen. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup spricht gegenüber der Süddeutschen Zeitung von einem "ganz entscheidenden Schritt" auf dem Weg zur geplanten Inbetriebnahme im Oktober 2020. "Wir haben alle zwölf bauordnungsrechtlich relevanten Anlagengruppen in einem genehmigungsfähigen Zustand." Das war schon lange das Ziel.

Und diese zentralen Anlagengruppen seien bereits jede für sich von TÜV-Sachverständigen getestet, mit Erfolg. Der Prozess habe drei Jahre gedauert. "Jetzt kommt es darauf an, das Zusammenspiel der Anlagen zu prüfen."

Schon sind Vertreter der Airlines unterwegs, um sich auf den großen Umzug vorzubereiten

Der seit zwei Jahren amtierende Geschäftsführer der Flughafengesellschaft FBB hat seit Langem mit dem Projekt zu tun. Er hat die Reihe von Pannen miterlebt. Also hat er sich zuletzt Zurückhaltung verordnet. Und nun klingt er sehr optimistisch. Der Brandschutz war bis zuletzt das große Hindernis, es haperte an vielen Enden, von der Sprinkleranlage über die Steuerung von automatischen Türen, die im Notfall öffnen oder schließen sollen, bis zur hoch komplizierten Brandmeldeanlage. Sie ist seit einer Woche von den Prüfern freigegeben. "Sie war der Schlüssel", sagt der Flughafenchef. "Denn von ihr geht alles aus."

Diese Anlage muss automatisch auf eine Vielzahl von Szenarien reagieren können. "Durch diese Anlage wird der Brandschutz, aber auch die Öffnung von Türen im Notfall ausgelöst", sagt Lütke Daldrup. "Damit sind wir bei den technischen Arbeiten des Fluggastterminals - bis auf eine Reihe nachrangiger Kabelmängel - an einem Endpunkt angelangt", fügt er hinzu. Wenn der TÜV nun das Zusammenspiel der Anlagen prüft, sollte es nach seiner Einschätzung nicht zu großen Überraschungen kommen: Dieses Zusammenspiel habe man selbst seit Monaten getestet. Damit wäre, anders als in all den Jahren vorher am BER, das Gewirr der technischen Anlagen keine Blackbox mehr.

In den vergangenen Jahren wurden Tausende Mängel entdeckt, weil Leitungen oder Rauchmelder ohne Plan verbaut worden waren. Es sah rein äußerlich grandios aus, inklusive Kunst am Bau und hübschen Check-in-Schaltern. Das Innenleben erwies sich als betriebsunfähig. "Erstmals überhaupt gibt es genehmigte und von den TÜV-Prüfern freigegebene Anlagen, mit denen wir in die Wirkprinzip-Prüfung gehen können", sagt Lütke Daldrup. "Wir sind noch nicht bei der Inbetriebnahme, aber viele Schritte weiter, als man jemals war." Insgesamt drei Monate dauert die Wirkprinzip-Prüfung laut Plan. Wenn es noch kleine Störungen gebe, könne man die in Ordnung bringen. "Auch größere Störungen, mit denen wir nicht rechnen, lassen sich nach dieser Prüfung bewältigen. Dafür haben wir Vorsorge getragen."

Weil der BER zu klein sein wird, bauen sie schon jetzt ein weiteres Terminal

Was die Prüfer vorhaben, klingt nach einer letzten technischen Probe vor der Generalprobe, ohne Flugzeuge und Statisten. Aber auch das läuft an. Schon seien Vertreter der Airlines am BER unterwegs, um sich auf den Umzug vorzubereiten. Vor Wochen wurden die großen Fluggesellschaften informiert, von welchen Terminals sie operieren werden. Im Juli 2020 sollen dann bis zu 10 000 freiwillige Komparsen den BER-Betrieb unter realen Bedingungen testen.

Das klingt, als könnte der Abschied vom in Berlin so beliebten Flughafen Tegel tatsächlich kommen. Er müsste von Gesetzes wegen nach dem Start in Schönefeld schließen. Richtig daran glauben werden rund um die Hauptstadt viele erst dann, wenn der erste Flieger vom BER abgehoben ist. Von einer "PR-Nebelbombe" spricht die FDP in Brandenburg. Man wolle vor der Landtagswahl für gute Stimmung sorgen: "Die Bürgerinnen und Bürger sollen denken, dass alles in Ordnung ist."

Lütke Daldrup widmet sich derweil schon einer neuen Baustelle, die auch dringend fertig werden muss. Weil der BER schon zum Start nicht groß genug sein wird, baut und plant die FBB nach einem "Masterplan" einen massiven Ausbau rund um den ursprünglichen BER. Das neue Terminal T 2 hat diesen Dienstag Richtfest, es soll auch im Herbst 2020 fertig sein. Das könnte eng werden, aber die Risiken sind geringer. Nach den Erfahrungen mit den kühnen Ideen am ersten Terminal setzt der BER auf einen schlichten Industriebaustil.

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