Benzinverbrauch:Überraschung an der Zapfsäule

Die Deutsche Umwelthilfe wirft Autoherstellern falsche Spritangaben vor. Bei den zehn meistverkauften Pkw habe der Realverbrauch im vergangenen Jahr im Schnitt um 42 Prozent über den Herstellerangaben gelegen.

Von Markus Balser, Berlin

Die Angaben der Autohersteller über den Spritverbrauch weichen nach einer Analyse der Deutschen Umwelthilfe (DUH) noch immer stark von den tatsächlichen Werten ab. Bei den zehn meistverkauften Pkw habe der Realverbrauch im vergangenen Jahr im Schnitt um 42 Prozent über den Herstellerangaben gelegen, sagte Umwelthilfe-Geschäftsführer Jürgen Resch am Mittwoch in Berlin. In den USA habe die vergleichbare Abweichung dagegen wegen strengerer Vorgaben nur bei drei Prozent gelegen.

Für Autohalter bedeute das erhebliche Kosten. Laut Umwelthilfe liegen die Mehrausgaben während der durchschnittlichen Nutzungsdauer eines Fahrzeugs bei 4000 bis 6000 Euro. Auch dem Staat entgingen deshalb Milliardeneinnahmen. Da die Kfz-Steuer an den Ausstoß von CO₂ und damit auch an den Verbrauch gekoppelt ist, sei 2016 mit Steuermindereinnahmen von 2,2 Milliarden Euro zu rechnen, sagte Resch weiter.

Ausgewertet wurden Daten der gemeinnützigen US-Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT). Spitzenreiter beim Mehrverbrauch ist nach Angaben der DUH bei mehreren Modellen Mercedes mit einer Abweichung von "jeweils über 50 Prozent Mehrverbrauch", "gefolgt vom 5er BMW mit über 45 Prozent".

Die Umweltschützer sehen einmal mehr die deutschen Behörden in der Pflicht. Die Organisation fordert schärfere und unabhängige Kontrollen. Nach amerikanischem Vorbild solle künftig das Umweltbundesamt die Herstellerangaben zum Kraftstoffverbrauch nachprüfen können. "Das Kraftfahrtbundesamt ist hierfür völlig ungeeignet", kritisierte Resch. Auch die Klagemöglichkeiten für betroffene Autohalter müssten in Deutschland verbessert werden.

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