Signa-Gruppe:Benkos Anleihen brechen nach Hausdurchsuchung ein

Signa-Gruppe: Niemand bleibt verschont von diesem Beben. Als Erstes traf es den Immobilienmilliardär René Benko, bei dessen Holding am Dienstag eine Hausdurchsuchung stattfand.

Niemand bleibt verschont von diesem Beben. Als Erstes traf es den Immobilienmilliardär René Benko, bei dessen Holding am Dienstag eine Hausdurchsuchung stattfand.

(Foto: imago stock&people)

Die Signa-Gruppe des Milliardärs hatte sich über eine Anleihe frisches Geld besorgt. Viele Investoren trennen sich nun davon.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Hausdurchsuchung bei der Holdinggesellschaft des Milliardärs René Benko ist auch am Kapitalmarkt nicht unbemerkt geblieben. Anleihen der Signa Development Selection fielen am Dienstag auf den niedrigsten Stand ihrer Geschichte, nachdem die österreichische Staatsanwaltschaft am Dienstag Büros der Holdinggesellschaft wegen Korruptionsvorwürfen durchsucht hatte. Die Anleihe mit einem Emissionsvolumen von 300 Millionen Euro und Fälligkeit im Jahr 2026 fiel am Dienstag um fast 3 Cent auf 55,7 Cent je Euro Nennwert. Sie notierte damit mit einem Abschlag von mehr als 40 Prozent zum Ausgabepreis, wie aus Handelsdaten der Nachrichtenagentur Bloomberg hervorgeht. Am Mittwoch machte sie einen Teil der Verluste wieder wett.

Warum sich Anleger von den Papieren trennen, blieb zunächst unklar. Es dürften aber vor allem Reputations-Sorgen dahinterstecken, auch weil die Schuldtitel als "nachhaltig" vermarktet worden waren. Die Signa-Gruppe hatte sich im vergangenen Jahr über den Kapitalmarkt Geld geliehen, bei Versicherungen und großen Investmentfonds, nicht mit der Signa Prime Selection, zu der unter anderem das Kaufhaus KaDeWe in Berlin gehört, sondern mit der Signa Development Selection (SDS), die zu den großen Immobilienentwicklern Europas zählt. Signa reagierte bis zum Andruck dieser Ausgabe nicht auf eine Anfrage dazu.

Die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hatte am Dienstag die Büros der Muttergesellschaft Signa Holding durchsucht. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass sie im Rahmen von Ermittlungen wegen Bestechung und illegaler Parteienfinanzierung die Geschäftsräume von zwei Unternehmen durchsucht habe, ohne diese zu nennen. Die Razzia bei Signa ist Folge einer umfassenderen Untersuchung rund um Thomas Schmid, den früheren Chef der österreichischen Staatsholding Öbag und früheren Generaldirektor im Finanzministerium. Schmid ist eine zentrale Figur in den Ermittlungen, die 2019 begannen und sich immer mehr ausgeweitet haben. Ausgangspunkt war ein auf Ibiza gefilmtes Video des späteren rechtsgerichteten Vizekanzlers Heinz-Christian Strache, in dem dieser Regierungsaufträge für Parteispenden ankündigte. Daraufhin wurde Schmids Handy mit hunderttausenden Textnachrichten beschlagnahmt, die wiederum weitere Ermittlungen auslösten.

In Deutschland bemüht sich die Signa Holding gerade erneut um Staatshilfe für den angeschlagenen deutschen Warenhauskonzern Galeria. Erst im Januar hatte die Bundesregierung das Unternehmen mit weiteren 220 Millionen Euro gestützt. Der Warenhausriese war 2019 aus der Fusion von Karstadt und Kaufhof hervorgegangen.

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