Bei uns in Rom:Navigator schlägt Influencerin

Italien hat einen neuen Traumberuf - für 1700 Euro netto im Monat.

Von Ulrike Sauer

Was den Brexit-Briten ihre Royal Wedding war, ist den noch unschlüssigen Raus-aus-dem-Euro- und Lang-lebe-der-Euro-Italienern die Traumhochzeit The Ferragnez vom vergangenen September: Mode-Bloggerin Chiara Ferragni, eine fleischgewordene Venus von Botticelli, heiratete den Rapper Fedez. 14 Millionen Follower hat sie, mehr als sechs Millionen Follower er. Anders als Prinz Harry fuhr die Selfmade-Königin aus Italien ihren Angebeteten nicht in der Kutsche vor den Traualtar in Noto, tief im Süden Siziliens. Das Glamour-Paar und seine Gäste flogen mit einer Sondermaschine der Alitalia aus Mailand ein. Auf dem Gate-Monitor, den Bordkarten, den Chipstüten im Flieger: Überall beglückte die VIPs aus Modewelt und Showbiz das Event-Logo. Instagram war drei Tage live dabei und so konnten die Fans die Marken-Heirat hautnah verfolgen. Mit ihren Insta-Stories aus Noto spielten Chiara und Fedez 20 Millionen Euro ein, schätzt man. Der Hype um die Hochzeit ließ Italiens ehemaligen Champion der Selbstvermarktung, Silvio Berlusconi, furchtbar alt aussehen. Aber das waren eben doch noch ganz andere Zeiten.

Längst hat nun der Alltag Ferragni wieder. Die "einflussreichste Fashion-Bloggerin der Welt" (Forbes) produziert mit ihrem Unternehmen The Blonde Salad auch digitale Inhalte für Modekonzerne und ihre eigene Chiara Ferragni Collection. Vergangenen Sonntag hielt die Influencerin in Mailand eine Masterclass im Schminken ab. Teilnahmegebühr: 350 bis 650 Euro. Dafür gab Chiaras Freund Manuele Mameli Tipps fürs perfekten Make-up. Selbst ein Profi wie Berlusconi hätte über den Einsatz von Abdeckcremes noch was gelernt.

Doch Italiens Throninhaberin bekommt plötzlich Konkurrenz. Gab man bei Google "Wie werde ich ..." ein, schlug die Suchmaschine in Italien bisher vor: "Wie werde ich Influencer?" Das war einmal. Heute bietet der Algorithmus an erster Stelle "Wie werde ich Navigator?" an.

Arbeitsminister Luigi Di Maio hat Italiens neuen Traumberuf aus dem US-Staat Mississippi importiert. Er will 10 000 Lotsen einstellen, um den Empfängern des Bürgergelds ab April auf dem hoffnungslosen Arbeitsmarkt zu einem Job zu verhelfen. Gesucht werden dafür Hochschulabsolventen ohne Berufserfahrung, geboten werden Zwei-Jahres-Verträge und 1700 Euro netto. In Rom erwartet man 100 000 Bewerber.

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