Bei uns in Peking:Schimmelpilze? Importverbot!

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Jetzt also der Käse: Roquefort, Camembert, Brie und acht weitere Sorten sind in China bald nicht mehr zu kriegen.

Von Christoph Giesen

Jetzt hat es den Käse erwischt: Roquefort, Camembert, Brie und acht weitere Sorten sind in China bald nur noch als Schmuggelware zu bekommen. In vielen Supermärkten sind die Vorräte bereits ausverkauft. Irgendwer beim Zoll hat bemerkt, dass bei der Herstellung von Käse Schimmelpilze eingesetzt werden. Zu viele Bakterien! Importverbot!

Doch das ist womöglich nur der Anfang. In chinesischen Ministerien wird längst an Gesetzen gearbeitet, die flächendeckende Zertifizierungen für importierte Lebensmittel vorsehen. International üblich ist das bei Risikolebensmitteln. Wer aber soll die Kontrolle von jedem nach China exportierten Keks übernehmen? Die Behörden in Europa? Die Kosten wären so gewaltig, dass sich die Ausfuhr nicht mehr lohnt.

Dabei sind gerade ausländische Lebensmittel in China gefragt, weil beinahe im Monatsturnus Lebensmittelskandale die Volksrepublik erschüttern. Viele Händler panschen, spritzen und strecken. Im Jahr 2008 starben mehrere Kleinkinder an Nierenversagen, weil sie mit Melamin verunreinigte Trockenmilch bekamen. Doch statt streng zu kontrollieren, setzten die Behörden vor allem auf Propaganda.

Über Eierskandale oder Geflügelseuchen im Ausland wird in chinesischen Zeitungen stets groß berichtet. Seht her: Die europäischen Lebensmittel sind nicht besser. Das Staatsfernsehen versucht sich immer wieder als vermeintlich seriöser Verbrauchertester. Dieser Tage wurde ausgerechnet Milchpulver aus Europa, Australien oder Japan untersucht. Das Ergebnis: Kinder sollten am besten chinesische Milch trinken. Wirklich?

Seit einiger Zeit nimmt ein Ableger der Zeitschrift Ökotest chinesische Produkte unter die Lupe. Sie werden in China gekauft, aber in Frankfurt getestet. Oft mit verheerenden Ergebnissen. Beispiel Shampoo: In einem Test fielen sämtliche Produkte durch, auch bekannte und in Deutschland für gut befundene Marken. Der Grund: Die Wasserqualität in China ist miserabel, und viele Kosmetika enthalten nun einmal vor allem Wasser. Wie übrigens Gemüse, Fleisch, Reis und, ja, auch Milch - chinesischer Brie ist wohl keine Alternative.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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