Bei uns in New York:Frühstück, die Rettung für die Gastronomie

Von 1000 Restaurants, die jedes Jahr in der Stadt eröffnen, sind nach fünf Jahren 80 Prozent wieder verschwunden. Aber die Wirte geben nicht auf.

Von Kathrin Werner

Wer erleben will, wie sich der vom Silicon Valley so viel beschworene Mut zum Scheitern wirklich anfühlt, muss nicht bis nach Kalifornien fahren. Eine einzige Straße in Brooklyn liefert gutes Anschauungsmaterial: die Vanderbilt Avenue, auch bekannt als "Restaurant Row". Hier eröffnet eine Gaststätte nach der anderen - obwohl eine nach der anderen wieder schließt. Trial and Error, würde man im Silicon Valley sagen. Man versucht es einfach mal - und dann klappt es eben nicht. Restaurants in New York sind das wohl härteste Geschäft der Vereinigten Staaten. Die Mietpreise in der Stadt sind horrend, in Brooklyns netteren Gegenden genauso wie in Manhattan. Und sie steigen deutlich schneller als die Bereitschaft der Menschen, mehr Geld für ihr Dinner auszugeben. Von 1000 Restaurants, die jedes Jahr in der Stadt eröffnen, sind in fünf Jahren etwa 80 Prozent wieder verschwunden, heißt es in Medienberichten. Trotzdem versuchen es immer wieder neue Wirte mit immer neuen Konzepten.

In der Vanderbilt Avenue klingen die Namen so: Tin Kettle, Nourish, Faun, Olmsted, White Tiger, Alta Calidad, Bopsot, Daly Pie, Btwxtd Cafe und Tygershark. Alle sind in gerade einmal zwei Jahren hinzu gekommen, wohlgemerkt auf einer Straße, innerhalb von 400 Metern. Gerade vor ein paar Tagen hat dafür "Plan B" die letzten Mahlzeiten serviert. Es gab ein paar Tränen bei treuen Gästen und Mitarbeitern.

Der Restaurantboom ist ein Ergebnis der Gentrifizierung in diesem Stadtteil - aber auch Ausdruck von etwas typisch Amerikanischem: Scheitern gehört zum Geschäft. Wer es nicht mitspielt, kann auch nicht gewinnen. Das Ende des Restaurants ist nicht das Ende der Welt. Die Zeiten sind gut für Feinschmecker in New York und dem Rest der USA. "Es ist schwer, eine Sphäre im amerikanischen Leben zu finden, wo die Auswahl und die Qualität sich so sehr verbessert hat wie beim Essen", meint der Ökonom Tyler Cowen.

Zum ersten Mal in der Geschichte geben Amerikaner mehr Geld in Restaurants als für Lebensmittel in Supermärkten aus, hat das US-Landwirtschaftsministerium ermittelt. In den vergangenen zehn Jahren sind die Ausgaben der Menschen in Restaurants und Bars doppelt so schnell gewachsen wie die Ausgaben für den gesamten Rest des Konsums, etwa für Autos oder Kleidung. Trotzdem klagt der Restaurantverband über große Herausforderungen und das Branchenblatt QSR Magazine nannte 2016 "das schlechteste Jahr für Restaurants seit der Rezession" - wegen teurer Mieten und des Überangebots.

Die beste Rettung für strauchelnde Restaurants ist übrigens Frühstück, da wächst die Nachfrage am stärksten - und die Margen sind besser. "Die Leute essen zwei Eier, ein bisschen Bacon und trinken drei Gläser Sekt mit O-Saft", sagt ein Kellner im Restaurant The Vanderbilt. "Und dann zahlen sie 50 Dollar plus Trinkgeld. Super für uns."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: