Bei uns in New York:Die Stadt der Exzesse

Die New Yorker wissen, wie man aus einer kleinen Idee, ein großes Geschäft macht. Im Fall von Airbnb geht das vielen allerdings zu weit.

Von Kathrin Werner

New York ist eine Stadt der Exzesse. Wenn jemand findet, Glitzerstreusel wären eine nette Dekoration für Eisbecher, erfindet bald jemand regenbogenfarbenes Marshmallow-Glitzer-Eis in einer Riesentüte. Wenn die U-Bahn-Verwaltung Hunde nur erlaubt, wenn sie klein genug sind, um in eine Tragetasche zu passen, schneidet der New Yorker vier Löcher in eine Ikea-Tüte und steckt den Labrador rein - passt! Aus der harmlosen Idee, im Dezember eine Bar-Tour in Weihnachtsmann-Verkleidung zu machen, werden schnell Tausende und Abertausende trunkene Santa Cläuse, die in Masse durch Manhattans Straßen marodieren. Und wenn ein paar Banker sich ein neues Finanzinstrument ausdenken, etwa den Credit Default Swap, bricht die Weltwirtschaft zusammen.

Der neueste Exzess passt ins Bild. Diesmal geht es um Airbnb, die Hotelalternative aus dem Internet. Airbnbs' Idee war eigentlich, dass Menschen ihre Wohnungen untervermieten können, wenn sie in den Urlaub fahren oder ab und zu einen Gast auf ihrem Sofa schlafen lassen. Doch dann kam New York. Laut einer Klage der Stadt hat eine Maklerfirma Wohnungen in Manhattan in Quasi-Hotelzimmer verwandelt. Die Metropolitan Property Group soll bestens organisiert gewesen sein: Zwischen 2015 und 2018 soll sie mehr als 75 000 Gäste untergebracht haben. Es gab etliche Fake-Gastgeber, hinter denen derselbe Makler steckte. Fast 21 Millionen Dollar soll das eingebracht haben. Ein Umsatz, von dem Hoteliers in anderen Städten träumen.

New York hat einen guten Teil dazu beigetragen, dass Airbnb inzwischen 31 Milliarden Dollar wert ist. Die Stadt ist mit mehr als 50 000 Wohnungen der größte Markt. Das ärgert viele Einheimische schon eine ganze Weile, schließlich ist Wohnraum knapp. Und selbst in der anonymen Großstadt wollen viele Mieter ihre Nachbarn zumindest beiläufig kennen. New York hat deshalb ein Gesetz erlassen, das es verbietet, eine Wohnung für weniger als 30 Tage zu vermieten, es sei denn, der Gastgeber ist zu Hause und teilt sich das Apartment mit den Gästen. Ob es sich je durchsetzen lässt, ist fraglich. Man sollte nie die Fähigkeit der New Yorker unterschätzen, aus einer kleinen Idee ein großes Geschäft zu machen.

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