Bei uns in Hamburg:Maximales Drama

Bei uns in Hamburg: Empört viele Landwirte: Eines der Tierschutzplakate im Miniaturwunderland in Hamburg.

Empört viele Landwirte: Eines der Tierschutzplakate im Miniaturwunderland in Hamburg.

(Foto: Miniatur Wunderland Hamburg GmbH)

Kleine Welt und große Botschaft: Die Betreiber des Miniaturwunderlands wollten sich für mehr Tierschutz einsetzen. Bauernvertreter sind empört.

Von Angelika Slavik

Wenn man in Hamburg ist, kann man ins Miniaturwunderland gehen. Das Miniaturwunderland ist so eine Art Paradies für Modellbahnfans, es gibt hier gefühlt die ganze Welt im Kleinformat: Die Elbphilharmonie zum Beispiel, inklusive Musik und Orchester. Das Kolosseum bei Nacht. Die Gondeln in Venedig. Seit ein paar Tagen gibt es in der Miniaturwelt auch noch was Neues, nämlich maximale Aufregung.

Der Grund dafür ist eine Tierschutzkampagne, die die Leute vom Miniaturwunderland in ihre Miniaturwelt integriert haben. Kleine Plakate gegen Massentierhaltung und Kükenschreddern - allerdings sind die Kühe, Schweine und Küken in der Abbildung durch Menschenfiguren ersetzt. Man sieht also: Nackte Frauen, die an Melkmaschinen hängen. Säuglinge, die direkt nach der Geburt aussortiert werden. Menschen, die auf engstem Raum gemästet werden. Es sei ihm darum gegangen, den Verbrauchern den Einfluss ihrer Konsumentscheidungen auf die Art der Tierhaltung zu verdeutlichen, sagt Frederik Braun, einer der Geschäftsführer. Die meisten Besucher hätten das auch verstanden, die Resonanz sei zunächst überaus positiv gewesen.

Dann aber entdeckte der Bauernverband Schleswig-Holstein die neue Tierschutzaktion im Miniaturwunderland und zeigte sich empört. In den sozialen Netzwerken beschwerten sich daraufhin immer mehr Landwirte bei den Wunderland-Betreibern, in teils harscher Ausdrucksweise. Zudem kursierte die Speisekarte aus dem Bistro des Miniaturwunderlands: Dort gibt es auch Currywurst und Schnitzel aus konventioneller Landwirtschaft. Die Tierschutzkampagne sei also scheinheilig, argumentierten die Gegner.

Tatsächlich aber sei das eigene Bistro ja erst der Auslöser für die Kampagne gewesen, argumentiert Braun. Von Currywurst und Schnitzel gebe es nämlich jeweils auch eine Bio-Variante, für exakt einen Euro Aufpreis. "Wir wollten dort deutlich machen, dass jeder mitbestimmen kann, wie Landwirtschaft in Zukunft aussieht, wenn er nur bereit ist, einen einzigen Euro mehr zu bezahlen", sagt Braun. Aber nur zehn Prozent der Gäste hätten sich für die Bio-Option entschieden. "Offensichtlich ist die Wichtigkeit dieser Sache bislang noch nicht durchgedrungen." Also wurde er deutlicher - und verursachte große Aufregung mit kleinen Plakaten. Er überlege nun einfach das ganze Bistro-Angebot im Miniaturwunderland auf Bio-Produkte umzustellen, sagt Braun. Das sei kompliziert in der Kalkulation, aber die Botschaft dann wenigstens eindeutig. Darauf ein veganes Würstchen.

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