Bei uns in Frankfurt:Ein Grand-Hotel macht dicht

Grandhotel Hessischer Hof

Stammt aus den 50er Jahren und war besonders bei Messebesuchern beliebt: Das Grandhotel Hessischer Hof, das jetzt schließen muss.

(Foto: Michael Holz/dpa)

Der Hessische Hof ist das einzige privat geführte Luxushotel der Stadt. Zum Ende des Jahres ist nun Schluss, wegen der Corona-Flaute sind die drohenden Verluste zu hoch.

Von Markus Zydra

Städte wandeln sich. Manches Gebäude aus den 1950er-Jahren, zur Zeit seiner Entstehung modern und chic, wird abgerissen, um Platz zu machen für das neue Chic. Diese kleinen und großen Veränderungen in der Nachbarschaft tragen für Bewohner mitunter eine sentimentale Note. Doch das geflügelte Wort von der Stadt, die ihr Gesicht verändert, hat meist eine positive Konnotation.

Eine Ausnahme mag es geben, dann nämlich, wenn sich plötzlich über Nacht etwas verändert, und dieser Wandel nicht gewollt, sondern erzwungen ist. So geschehen mit dem Frankfurter Grand-Hotel "Hessischer Hof". Der Bau aus dem Jahr 1952 wird nicht abgerissen, aber er schließt seine Pforten. Corona ist schuld. Das benachbarte Messegelände liegt seit Monaten brach. Viele gut betuchte Messebesucher stiegen im Hessischen Hof ab. Sie wussten sich in prominenter Gesellschaft, weil dort auch der Dalai Lama, die Rolling Stones, Nelson Mandela und viele andere Berühmtheiten schon einmal die Nacht verbracht hatten. Die Präsidentensuite mit 180 Quadratmetern kostet 7000 Euro pro Nacht. Es gibt aber auch günstigere Suiten, bis zum Jahreswechsel. Dann ist Schluss. Eine Erholung sei nicht in Sicht und die drohenden Verluste seien zu hoch, erklärte die Firmengruppe Prinz von Hessen, der das Hotel gehört. Der Hessische Hof ist das einzige privat geführte Luxushotel der Stadt. Es liegt im Besitz der Familienstiftung der Landgrafen und Prinzen von Hessen, wovon die kostbaren Gemälde, antiken Möbel und Teppiche im Hotel zeugen.

Die Misere der Luxushotels trifft Frankfurt genauso wie andere Großstädte. Geschäftsreisen sind noch weitgehend tabu, Touristen wagen sich kaum über Landesgrenzen hinweg. Beide Gruppen, vor allem auch aus dem Ausland, waren es, die den Frankfurter Hotels so lange gute Geschäfte beschert hatten.

Der Vorhang fällt auch für die edle Hotel-Bar des Hessischen Hof,"Jimmy's". Der langjährige Barmann Andrés Amador erzählte der FAZ nun aus gegebenem Anlass alte Schoten, etwa die, wie er dem im Tennisdress hereinschneienden Boris Becker die gültige Kleiderordnung erklärte und einzig Udo Lindenberg das Tragen eines Hutes erlaubte. Amador bietet an, bei einer eventuellen Wiedereröffnung durch andere Betreiber für ein paar Wochen zurückzukehren - "um den Stil, die Philosophie zu erklären". Mal sehen, ob sich ein neuer Eigentümer findet, der den drohenden Wandel doch noch verhindert.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: