Bei uns in Bern:Einfach treiben lassen

Im Städteranking hat Bern einen großen Vorteil gegenüber Zürich: die kostenlosen Frei- und Flussbäder. Doch jetzt will Zürich nachziehen.

Von Isabel Pfaff

Wer schon einmal vor der Wahl Bern oder Zürich stand, weiß: keine leichte Entscheidung. Beide Städte sind in ihrer jeweiligen Eigenart - hier der gemütliche, verschlafene Parlamentssitz, da die zackige Weltstadt - bildschön, lebenswert und zudem an malerischen Gewässern gelegen. Doch an einer Stelle zieht Zürich definitiv den Kürzeren: bei den Badis. So heißen in der Deutschschweiz die Freibäder, und die sind in der Bundesstadt gratis. Ein kleiner, aber nicht zu unterschätzender Unterschied, denn die Berner Badis sind legendär. Neben den Beckenfreibädern gibt es mitten in der Stadt paradiesische Flussbäder, teils schon jahrhundertealt: großzügige Liegewiesen, meist mit ein paar Schwimmbecken, aber vor allem der Möglichkeit, ein paar 100 Meter flussaufwärts zu spazieren und sich dann in die grünen Fluten der Aare zu werfen. Beim "Aareschwumm", dem die Berner längst nicht nur im Sommer frönen, lässt man sich zuerst treiben und genießt die Sicht auf die Weltkulturerbe-Altstadt, muss dann aber aufpassen, dass einen der Fluss an der gewünschten Stelle wieder ausspuckt - so stark ist die Strömung.

Jetzt, ausgerechnet außerhalb der Badesaison, wollen die Zürcher nachziehen. Flächendeckend kostenlos baden geht bei ihnen bislang nicht - schon gar nicht in solch prominenter Lage wie in Bern, wo sich die Aareschwimmer direkt aufs Bundeshaus zutreiben lassen. Stattdessen: Eintrittspreise von bis zu acht Franken. Die rot-grüne Mehrheit des Zürcher Stadtparlaments möchte nun die Gebühren für alle städtischen Freibäder abschaffen - zugegebenermaßen weniger wegen der Berner Konkurrenz als vielmehr aus gesundheitlichen und sozialen Gründen. Am 29. November jedenfalls sollen die Zürcher darüber abstimmen. Doch ob die Linken mit ihrem Gratis-Plan durchkommen, ist fraglich, denn der Stadt drohen jährliche Kosten von rund 15 Millionen Franken, wenn die Eintrittsgelder wegfallen. Lassen sich die Zürcher von diesem Argument überzeugen, dürfte allerdings ein für alle mal klar sein, welche Stadt die bessere ist: die, in der man aufs Geld pfeift und stattdessen ins grüne Gletscherwasser springt.

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