Bei uns im Adlon:Zoo und so

Vergleiche mit Tieren sind in Politik und Wirtschaft mittlerweile üblich und manchmal auch treffend. Mit Frauen im Publikum wird die Tierwelt auf alle Fälle artenreicher und bunter, zumindest optisch.

Von Lea Hampel

Tiermetaphern sind in Politik und Wirtschaft so üblich, dass man versucht ist, je nach Lage den Großvergleich Zoo oder Zirkus anzustellen. Wer nicht handelt, wird zum Vogel Strauß, wer es doch tut, ist Leitwolf, wer dagegen anbrüllt, Löwe - ein Bild, das schon Machiavelli nutzte. Es gibt Elefantenrunden; wird es heftiger, müssen Primaten herhalten.

Auf Konferenzen, zumal auf männlich dominierten, ist es unmöglich, nicht an Pinguine zu denken. Das liegt an der Schwarzer-Anzug-weißes-Hemd-Optik. Und es verstärkt sich durch den Trend zum schmalen Schnitt und im Adlon im Speziellen durch das trippelnde Schritttempo hintereinander am Buffet. Diesem freundlichsten aller Tiersprachbilder haben Elke Heidenreich und Quint Buchholz ein Buch gewidmet, darin die Erklärung für das schwarz-weiße Erscheinungsbild: Einmal im Jahr kommt ein Opernschiff an den Südpol, deshalb tragen Pinguine das ganze Jahr ein schickes Outfit, aus Vorfreude.

Nun bleibt zu vermuten, dass die Gäste nicht nur aus Gipfelvorfreude den Rest des Jahres im Anzug verbringen. Was bei Heidenreich aber ebenfalls fehlt: Trotz des Artensterbens zeigt sich zwischen all dem Schwarz-Weiß eine wachsende Spezies. Damenkleider in allen Farben des Regenbogens, die die Zusammenkunft in jeglicher Hinsicht bereichern. Die Taktik dahinter ist auch im Tierreich üblich: Um wahrgenommen zu werden, verriet eine Frau in Führungsposition, wähle sie die knalligste Farbe im Kleiderschrank.

Fragt sich nur, wie lange das aufgeht, wenn Jahr für Jahr mehr Farben zu sehen sind. Und kehren dann alle zu Schwarz-Weiß zurück? Ein Schelm, wer dabei ans Chamäleon denkt.

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