Bei Commerzbank:Cerberus wittert Chancen

Der amerikanische Finanzinvestor hält zwar nur einen Anteil von 5,01 Prozent, aber dieser kleine Anteil könnte ihm dennoch großen Einfluss bescheren.

Von Stephan Radomsky

5,01 Prozent, etwas mehr als ein Zwanzigstel der Anteile also, hat der US-Finanzinvestor Cerberus an der Commerzbank übernommen. Damit sind die Amerikaner weit davon entfernt, künftig beim zweitgrößten privaten Kreditinstitut in Deutschland durchzuregieren, zumal die Bundesregierung nach der Rettung des Instituts in der Finanzkrise noch immer mehr als 15 Prozent der Aktien hält. Als zweitgrößter Einzelaktionär dürfte das Wort von Cerberus künftig aber dennoch Gewicht haben im Commerzbank-Tower.

Doch was hat Cerberus mit diesem neu gewonnenen Einfluss vor? Eine Auskunft dazu gibt es nicht, noch nicht einmal den Einstieg bei der Commerzbank hat der Finanzinvestor bisher offiziell mitgeteilt. Ohnehin gilt das vom Amerikaner Steve Feinberg gegründete Unternehmen als extrem verschlossen: Wenn ein Cerberus-Mitarbeiter mit Foto in der Zeitung erscheine, dann werde er nicht nur gefeuert - er werde umgebracht, soll Feinberg einmal gesagt haben. Also belegt bisher nur eine Börsen-Pflichtmitteilung den Einstieg bei der Commerzbank, die sich ansonsten ebenfalls nicht weiter zu ihrem neuen Großaktionär äußern wollte.

Bestens belegt ist allerdings, dass sich Cerberus schon länger für Banken interessiert. So übernahmen und sanierten die Amerikaner bereits im Jahr 2007 die damals krisengeschüttelte österreichische Gewerkschafts-Bank Bawag PSK. Über die Tochterfirma übernahm Cerberus zudem Anfang vergangener Woche die Stuttgarter Südwestbank, zudem ist der Finanzinvestor nach wie vor einer der Interessenten für die zum Verkauf stehende HSH Nordbank. Und auch für eine Übernahme der Postbank von der Deutschen Bank interessierte sich Cerberus vor zwei Jahren einmal.

Der Commerzbank-Anteil von Cerberus ist an der Börse etwa 690 Millionen Euro wert, vor einem Jahr wäre es nur etwa die Hälfte gewesen. Die Amerikaner wetten nun offensichtlich darauf, dass das begonnene Sparprogramm die Commerzbank und auch den Aktienkurs weiter voranbringt. Und falls nicht, wird sich Cerberus ziemlich sicher Gehör verschaffen. Fünf Prozent sind dafür mehr als genug.

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