Beförderung:Der Hoffnungsträger

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Jürgen Fitschen soll das Image der Deutschen Bank aufpolieren.

Von Lothar Gries

Den Vorwurf, die Deutsche Bank habe sich aus dem Geschäft mit mittelständischen Kunden verabschiedet, wollte Jürgen Fitschen noch nie gelten lassen. "Es gibt keinen Rückzug - weder ganz noch teilweise", verteidigte der 56-jährige Niedersachse bereits vor zwei Jahren die damals weitgehend auf das Investmentbanking ausgerichtete Strategie des Geldhauses.

Jürgen Fitschen. (Foto: Foto: dpa)

Viele Freunde hat sich Fitschen mit solchen Äußerungen bei seinen Kollegen im Group Executive Committee, dem von angelsächsischen Investmentbankern dominierten Führungsgremium der Bank, sicher nicht gemacht. Denn das meiste Geld verdient die Deutsche Bank nicht mit ihren Firmenkunden, sondern im Handel mit Finanzprodukten wie Anleihen, Derivaten oder Devisen. Das soll sich nun ändern.

Zusätzliche Erträge

Nach seiner Berufung zum Gesamtverantwortlichen für Deutschland kann Fitschen nun zeigen, was in ihm steckt. Ziel von Bank-Chef Josef Ackermann ist es, das Privat- und Firmenkundengeschäft hier zu Lande auszubauen und zusätzliche Erträge zu generieren, um die Abhängigkeit des Instituts von den Ergebnissen aus dem volatilen Investmentbanking zu verringern.

Gleichzeitig geht es darum, das ausgerechnet auf seinem Heimatmarkt ramponierte Image des Instituts kräftig aufzupolieren

Dafür scheint Fitschen der geeignetste Kandidat. Nach einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann in Hamburg studierte der 1948 im niedersächsischen Harsefeld geborene Fitschen an der Universität der nahe gelegenen Hansestadt Hamburg Wirtschaftswissenschaften.

Trainee bei der Citibank

Mit seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann in der Tasche begann er 1975 als Trainee bei der Citibank, wo er es bis zum Mitglied der Geschäftsleitung brachte. Die Arbeit mit Firmenkunden stand bereits bei der Citibank im Mittelpunkt von Fitschens Tätigkeit.

Zur Deutschen Bank stieß er 1987, die ihn nach einer kurzen Orientierungsphase noch im gleichen Jahr als stellvertretenden Leiter der Filiale nach Bangkok entsandte.

Nach weiteren Stationen in Tokio und Singapur avancierte Fitschen 1997 zum Bereichsvorstand Unternehmen und Immobilien in der Frankfurter Zentrale. Vier Jahre später wurde er dann in den Konzernvorstand berufen.

Aufstieg nach Neuordnung

Nach der Neuordnung der Führungsebene Anfang 2002 wurde Fitschen dann Mitglied des Group Executive Committee, eines siebenköpfigen, operativen Gremiums, das zum erweiterten Vorstand der Bank gehört. Dort unterstand ihm das Firmenkundengeschäft und die Transaktionsbank, die für die Wertpapierabwicklung und den Zahlungsverkehr verantwortlich ist.

Aus seiner Zeit in Asien hat Fitschen eine enge Verbundenheit zu dieser Region behalten. Heute sitzt er im Präsidium des Ostasiatischen Vereins in Hamburg. Dessen Ziel ist es, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Asien zu pflegen.

© SZ vom 22.09.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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