Den Brief, der sein Leben verändern soll, liegt im Küchenschrank von Juha Järvinen, zusammen mit anderen wichtigen Dingen wie den Sozialversicherungsnummern seiner sechs Kinder. In dem Brief teilt ihm Finnlands Sozialversicherungsanstalt Kela mit, dass er für ein besonderes Experiment ausgewählt wurde: Juha Järvinen ist einer von 2000 Finnen, die seit Januar ein Grundeinkommen erhalten. Sie sind ausgelost worden aus den Arbeitslosen im Land.
Für Järvinen bedeutet das: bedingungslose 560 Euro, steuerfrei, 24 Monate lang. Das Grundeinkommen ersetzt die Arbeitslosenhilfe. Er bekommt deswegen nicht mehr Geld als vorher. Aber: Er bekommt das Geld auch dann noch, wenn er in dieser Zeit einen Job findet. Oder ein Unternehmen gründet.
Die Regierung möchte so testen, ob das Grundeinkommen die Menschen faul macht oder fleißig. Sie möchte herausfinden, ob sich finnische Arbeitslose schneller Beschäftigung suchen, wenn sie staatliche Leistungen dadurch nicht verlieren. Eine Expertengruppe hatte vergangenes Jahr verschiedene Modelle für das Experiment vorgeschlagen. Der Test ist schließlich deutlich kleiner ausgefallen, als sie empfohlen hatte. Die Experten empfehlen nun Folge-Tests. Das Grundeinkommen könnte dann nicht nur Arbeitslosen, sondern auch Geringverdienern gezahlt und bei der Steuer berücksichtigt werden. Bisher ist aber noch nichts entschieden.
Früher galt: Jeder Euro, den er dazuverdient hatte, bedeutete für Järvinen nur Stress. Dabei kann er vieles, Trommeln bauen, Webseiten erstellen, Handys reparieren, Videos drehen und schneiden. Bisher hat er das immer alles kostenlos gemacht. Einnahmen hätte er bei der Sozialversicherungsanstalt anmelden müssen. Mit dem Grundeinkommen soll sich nun alles ändern.