Agrarkonzern:Erster großer Schritt der Baywa-Rettung – Sanierungskonzept vereinbart

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Der Konzern Baywa hat sich mit den wichtigsten Gläubigerbanken und den beiden Hauptaktionären auf den detaillierten Fahrplan für die Sanierung bis zum Jahr 2027 geeinigt.
Der Konzern Baywa hat sich mit den wichtigsten Gläubigerbanken und den beiden Hauptaktionären auf den detaillierten Fahrplan für die Sanierung bis zum Jahr 2027 geeinigt. (Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa)

Im Sommer geriet Deutschlands führender Agrarhändler an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Der Preis der Rettung ist die Schrumpfung.

Beim hoch verschuldeten Münchner Mischkonzern Baywa steht der erste große Schritt zur erhofften finanziellen Gesundung bevor: Das Unternehmen hat sich mit den wichtigsten Gläubigerbanken und den beiden Hauptaktionären auf den detaillierten Fahrplan für die Sanierung bis zum Jahr 2027 geeinigt. Die Baywa veröffentlichte dazu in der Nacht auf Samstag eine Börsenpflichtmitteilung. Die Sanierungsvereinbarung soll bis spätestens Ende April 2025 rechtsverbindlich abgeschlossen sein, einschließlich einer Neuordnung der Finanzierung.

Ein wesentlicher Bestandteil des Sanierungskonzepts ist die Ausgabe neuer Aktien in Form einer Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht für die bisherigen Baywa-Aktionäre in Höhe von 150 Millionen Euro. Die Einzelheiten sollen im ersten Quartal des neuen Jahres festgelegt werden.

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Große Unternehmensbeteiligung in Österreich wird verkauft

Außerdem beginnt die erwartete Verkleinerung der Baywa: In Österreich will der Konzern bis Ende März seinen knapp 48-prozentigen Anteil an der Raiffeisen Ware Austria (RWA) und ein weiteres Aktienpaket für 176 Millionen Euro verkaufen. Der dazugehörige Vertrag ist demnach bereits unterschrieben, die kartellrechtliche Genehmigung steht noch aus. RWA ist das österreichische Pendant der Baywa. Bisher sind die Unternehmen in einer verschachtelten Konstruktion über Kreuz aneinander beteiligt. Der Baywa-Anteil an der RWA soll nun nach Österreich zurückgehen und von einem Verbundunternehmen der Vermögensverwaltung der RWA-Gruppe übernommen werden.

Die Baywa ist unter anderem der größte deutsche Agrarhändler, der Konzern spielt eine bedeutende Rolle für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Außerdem ist das 101 Jahre alte Unternehmen in den Geschäftsbereichen Bau und Energie als Dienstleister und Händler tätig. Auf dem Konzern lasten Schulden in Milliardenhöhe, Erblast einer rapiden Expansion auf Pump im vergangenen Jahrzehnt.

Anfang Dezember hatte die Baywa Stellenabbau in größerem Maßstab angekündigt: Von den 8000 Vollzeitstellen in der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 1300 gestrichen werden, rechnerisch entspricht das 16 Prozent der Vollzeit-Arbeitsplätze. Weltweit beschäftigt die in 60 Ländern vertretene Baywa über 23 000 Menschen. Auch die Auslandsbelegschaft wird wegen der angekündigten Verkäufe von Unternehmensteilen schrumpfen. Die Baywa hatte Anfang Dezember auch angekündigt, wesentliche Beteiligungen verkaufen zu wollen. Die wichtigsten Beteiligungen neben der RWA sind die auf Planung und Bau von Ökostromkraftwerken spezialisierte Baywa r.e., der neuseeländische Apfelproduzent Turners & Growers (T&G) und die niederländische Agrarhandelsgesellschaft Cefetra. Zur Zukunft dieser drei Beteiligungen machte die Baywa am Wochenende aber noch keine Angaben.

Das Ökostromgeschäft und die Beteiligungen an Cefetra und T&G hatte die Baywa erst im Laufe des vergangenen Jahrzehnts aufgebaut beziehungsweise gekauft. Die Schulden aus dieser kreditfinanzierten Expansion haben sich zum Mühlstein für das Unternehmen entwickelt.Im September 2025 wäre ein Konsortialkredit mit einem Rahmen von bis zu zwei Milliarden Euro fällig geworden. Abgesehen davon führte der vom Management nicht erwartete rapide Anstieg der Kreditzinsen seit 2022 zu einer Verdreifachung der jährlich fälligen Zinszahlungen. In den ersten neun Monaten 2024 schrieb die Baywa einen Nettoverlust von knapp 641 Millionen Euro.

Bis spätestens Ende April sollen neue Finanzierungsverträge für die Zeit bis zur erhofften finanziellen Gesundung im Jahr 2027 abgeschlossen werden. Laut Baywa unterstützen „nahezu alle der rund 300 Finanzgläubiger“ die Sanierungsbemühungen, wie das Unternehmen am Samstag in einer ergänzenden Pressemitteilung mitteilte.

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