Bayer:Es hakt

Das Agrar-Geschäft in Brasilien macht dem Konzern aus Leverkusen zu schaffen. Das belastet seit Wochen den Aktienkurs. Bei der Übernahme von Monsanto sieht sich Bayer allerdings auf Kurs. Gleichwohl rechnet der Vorstand mit einer vertieften Prüfung in Brüssel.

Von Elisabeth Dostert

So also sieht die "Anpassung", wie Bayer die Gewinnwarnung nennt, genau aus. Ende Juni kassierte Vorstandschef Werner Baumann die Prognose für das Gesamtjahr, ohne neue Zahlen zu nennen. Dabei hatte er sie erst im April erhöht. Am Donnerstag nannte der Chemie- und Pharmakonzern aus Leverkusen nun auch Zahlen. Statt etwa 51 Milliarden Euro Umsatz, erwartet der Konzern nun "mehr als 49 Milliarden Euro". Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen wird nun im "oberen einstelligen Prozentbereich" erwartet, die alte Prognose war im "unteren Zehner-Prozent-Bereich" angesiedelt.

Der Aktienkurs von Bayer gab am Donnerstag weiter nach - bis zum Handelsschluss um drei Prozent auf 108,45 Euro. Seit Ende Juni ist er um etwa zehn Prozent eingebrochen. Dabei könnte Bayer einen höheren Kurs gut gebrauchen, denn der Kauf des US-Konzerns Monsanto soll teilweise über eine Kapitalerhöhung finanziert werden. 66 Milliarden Dollar kostet die Übernahme, so viel wie keine durch einen deutschen Konzern zuvor. Am 30. Juni hat Bayer die Transaktion bei den Kartellbehörden in Brüssel angemeldet, die erste Prüfphase endet am 7. August. Baumann erwartet nicht, dass der Fall in der ersten Phase freigegeben wird. "Aber wir sind in guten Gesprächen mit der EU-Kommission", sagte Baumann am Donnerstag in einer Investorenkonferenz. Er geht weiter davon aus, dass die Übernahme bis Ende des Jahres abgeschlossen sein wird.

Im zweiten Quartal stiegen die Erlöse um drei Prozent auf 12,2 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen lag mit 3,1 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Das Konzernergebnis fiel um gut elf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr legten die Erlöse um 7,4 Prozent auf 25,4 Milliarden Euro zu, das bereinigte operative Ergebnis um 7,9 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro und das Konzernergebnis um 14,4 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro.

Zu schaffen macht Bayer das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten, dazu zählen Produkte wie die Wundsalbe Bepanthen, das Schmerzmittel Aspirin oder Sonnenschutzprodukte der Marke Coppertone. Noch schlechter läuft das Agrargeschäft. Nach Ende der Erntesaison in Brasilien horten die Händler hohe Bestände an Pflanzenschutzmitteln. Der Bedarf in einem Land mit tropischem Klima sei immer schwer abzuschätzen, erläuterte Liam Condon, er ist im Vorstand von Bayer für die Sparte Crop Science zuständig. Die Nachfrage nach Mitteln gegen Pilzbefall (Fungizide) und Insekten ist sehr volatil. Dieses Mal sind die Lagerbestände so hoch, dass Bayer sogar Pflanzenschutzmittelbestände zurückkauft, um den Markt zu entlasten. Ohne den Umsatzeinbruch in Brasilien um 428 Millionen Euro wäre der Umsatz der Agrarsparte sogar leicht gestiegen. Die Probleme in Brasilien will Condon im zweiten Halbjahr in den Griff bekommen.

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