Bayer:Ein bisschen Transparenz

Feldarbeit in Mecklenburg-Vorpommern

Ein Bauer in Mecklenburg-Vorpommern spritzt sein Feld.

(Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Der Agrochemie-Konzern Bayer gibt erste Einblicke in Glyphosat-Studien. Bislang handelt es sich lediglich um Zusammenfassungen.

Von Elisabeth Dostert

Für Tierschützer sind Wistar-Ratten sanfte Tiere mit weichem, weißen Fell. Für Forscher sind sie die idealen, weil standardisierten Versuchstiere. Die Nager wurden fürs Labor gezüchtet. In den Studien, die der Chemie- und Pharmakonzern Bayer auf seiner - wie er sie nennt - "Transparenzplattform" veröffentlicht, tauchen Wistar-Ratten häufiger auf. Für eine der beschriebenen Studien wurde dem Futter der Tiere zwei Jahre lang Glyphosat in unterschiedlichen Dosen beigemischt, um herauszufinden, wie giftig der Wirkstoff für die Tiere ist.

Glyphosat ist zwar ein Breitbandherbizid; es tötet alle Pflanzen, es sei denn, sie sind genetisch so verändert, dass ihnen das Gift nichts anhaben kann. Für die Zulassungsstudien muss auch die Wirkung auf Säugetiere und Insekten getestet werden. Der US-Konzern Monsanto hat den Wirkstoff in den Siebzigerjahren zum ersten Mal synthetisiert. Das Patent ist längst abgelaufen. Ein paar Dutzend Konzerne verkaufen Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff, schon die Namen klingen vernichtend. Monsanto vertreibt es unter anderen unter dem Namen Round-up, Syngenta nennt sein Herbizid Touchdown, bei Adama heißt es Wipe-Out.

Seit Juni gehört Monsanto zu Bayer, und der Konzern hat nun Zugriff auf die Zulassungsstudien. Seit Monaten graben sich Mitarbeiter durch Berge von Dokumenten. Auf der Plattform sind bislang nur Zusammenfassungen veröffentlicht. Die vollständigen Studien will Bayer 2019 online stellen, aber nur solche, die dem Konzern gehören und im Rahmen des Verfahrens zur Wiederzulassung im Dezember 2017 eingereicht wurden, also bei Weitem nicht alle Studien. Für den Antrag hatten sich etwa zwei Dutzend Hersteller zur "Glyphosate Task Force" zusammengeschlossen. Nach heftigen Diskussionen wurde der Einsatz in Brüssel bis Ende 2022 verlängert. Für die nötige Mehrheit sorgte der damalige Landwirtschaftsminister Christian Schmidt.

Um die Toxikologie ging es nach Konzernangaben in 180 Studien. Darum, ob Glyphosat krebserregend ist, allerdings nur in einem Bruchteil der Studien. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" ein.

Bei den Wistar-Ratten im Labor habe es keine Todesfälle infolge der Fütterung gegeben, heißt es in der Zusammenfassung. Bei Ratten sei Glyphosat nicht krebserregend.

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