Süddeutsche Zeitung

Bausparkassen:Mieses Zeugnis von der Stiftung Warentest

Bausparen kann eine gute Idee sein, zumindest für diejenigen, die sich vor steigenden Zinsen schützen wollen. Doch Berater empfehlen Kunden offenbar oft falsche Verträge - und dann wird es schnell teuer.

Von Thomas Öchsner

Bausparkassen beraten oft schlecht. Sie empfehlen ungünstige Tarife und Vertragskonditionen, die nicht zu den Bedürfnissen der Kunden passen. Diese Beratungsfehler können die Bausparer viele Tausend Euro kosten, im schlimmsten Fall kann sogar die Immobilienfinanzierung scheitern. Das zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest. Das Ergebnis der 119 Testgespräche sei ein "Armutszeugnis", heißt es in dem Bericht.

Die Stiftung hält Bausparen eigentlich für eine "gute Idee", wenn man in einigen Jahren einen Immobilienkauf oder eine Modernisierung plant, sich niedrige Zinsen für ein Bauspardarlehen für später sichern und so gegen womöglich steigende Zinsen in der Zukunft schützen will. Damit sich ein Bausparvertrag lohnt, muss er aber passgenau sein. Die Warentester prüften deshalb 16 Bausparkassen in 119 Testgesprächen. Der gravierendste Fehler der Berater: Häufig empfahlen sie viel zu hohe Bausparsummen. Mögliche Folge: Bis zum geplanten Bau- oder Kauftermin ist nicht genug Geld in den Vertrag geflossen. Das Bauspardarlehen wird dann später als gewünscht zugeteilt. Ein Berater der Landesbausparkasse West schaffte es sogar, der Testkundin einen Vertrag nahezulegen, bei der sie das Darlehen erst im Jahr 2045 bekommen hätte - mehr als 15 Jahre nach dem geplanten Immobilienkauf.

Entsprechend schlecht fielen die Noten der Stiftung aus: Nur die LBS Schleswig- Holstein-Hamburg erreichte die Note "gut". Neun Institute erhielten "ausreichend", vier "befriedigend", darunter die Alte Leipziger als beste bundesweite Kasse mit dieser Note. Die Bausparkasse Mainz, die Debeka und die LBS Südwest schnitten mit "mangelhaft" ab.

Die Stiftung rät Interessenten, sich vor der Beratung zu überlegen, wie viel sie monatlich sparen wollen, wann der Vertrag ausgezahlt werden und wie hoch die Tilgungsrate sein soll. Hilfreich sei es auch, sich von einer Verbrauchzentrale unabhängig beraten lassen.

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Quelle:
SZ vom 11.12.2019 / tö
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