Wirtschaft kompakt:Zurück in die Zukunft

E-Mail war gestern, jetzt sind wieder Briefe in - wenn es nach der Post geht. Für 55 Cent bringt sie den E-Postbrief bis zum Briefkasten des Empfängers. Außerdem: Die Hitze treibt die Preise für Lebensmittel in die Höhe.

Bei der Deutschen Post können Verbraucher künftig elektronische Briefe sicher über das Internet verschicken. Die Post startete am Mittwoch ihren neuen Online-Brief, der technisch einer E-Mail gleicht, aber "genauso verbindlich, vertraulich und verlässlich" wie herkömmliche Briefe auf Papier sein soll, wie der Konzern mitteilte.

Wirtschaft kompakt: Von der Datenautobahn direkt in den Briefkasten: Der E-Postbrief soll 55 Cent kosten und die gleiche Vorteile wie ein normaler Brief bringen.

Von der Datenautobahn direkt in den Briefkasten: Der E-Postbrief soll 55 Cent kosten und die gleiche Vorteile wie ein normaler Brief bringen.

(Foto: ag.ap)

Kunden könnten sich ab sofort kostenlos eine Adresse für den E-Postbrief sichern, ihre Konto werde dann nach einer persönlichen Identifizierung in einer Post-Filiale freigeschaltet. Der Online-Brief soll genauso viel kosten wie herkömmliche Briefe, also 0,55 Euro. Nutzer können demnach künftig wählen, ob Internet-Briefe elektronisch zugestellt oder von der Post ausgedruckt und durch einen Briefträger übermittelt werden.

Die Deutsche Post bietet damit als erstes Unternehmen in Deutschland einen solchen Online-Brief an. Bei den Wettbewerbern Deutsche Telekom und den E-Mail-Anbietern GMX und Web.de können sich Verbraucher bislang nur Adressen für den Internet Briefversand reservieren. Die Unternehmen wollen ab dem kommenden Jahr ein Konkurrenzangebot starten, das den Namen De-Mail trägt.

Online-Briefe sollen den rechtssicheren Briefverkehr über das Internet ermöglichen, etwa zwischen Verbrauchern und Behörden oder Unternehmen. Die Bundesregierung muss hierfür aber noch die Regularien festlegen.

Lebensmittel sollen teurer werden

Verbraucher müssen in absehbarer Zeit wohl wieder mehr Geld für Lebensmittel berappen. Denn: Bauernpräsident Gerd Sonnleitner befürchtet angesichts der derzeitigen Hitzewelle in Europa einen Anstieg der Lebensmittelpreise.

Bei "wenig verarbeiteten Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Kartoffeln und Milch" könne es zu Teuerungen kommen, sagte Sonnleitner der Bild-Zeitung. Einen Versorgungsengpass fürchtet der Bauernpräsident jedoch nicht.

Die Getreideernte werde wegen des extrem heißen Wetters in Mitteleuropa und in den Schwarzmeerländern um 20 bis 30 Prozent geringer ausfallen als gedacht, sagte der Verbandschef. Das Getreide sei in den letzten Wochen vielerorts "regelrecht auf unseren Feldern verbrannt".

Innerhalb von zwei Wochen seien die Weizenkurse um 20 Euro pro Tonne gestiegen. Auswirkungen auf die Preise von Backwaren seien deshalb aber nicht zu erwarten, denn "der Anteil des Getreidepreises am Ladenpreis für Brot und Brötchen liegt nur noch bei vier Prozent".

Die Landwirte müssten aber mit weniger Gewinn als eingeplant rechnen. "Durch weniger Ernteertrag und gestiegene Kosten sind die Erlöse aus der Ernte 2010 für viele nicht das, was sie sich noch vor vier Wochen erhoffen konnten", sagte Sonnleitner.

Energiepakt zwischen Iran und Russland

Russland und der Iran haben ungeachtet der UN-Sanktionen gegen die Islamische Republik eine engere Zusammenarbeit im Energiesektor auf den Weg gebracht. Die Energieminister der beiden Länder unterschrieben ein entsprechendes Dokument, in dem eine langfristige Kooperation im Energiesektor skizziert ist.

Die Sanktionen gegen den Iran seien kein Hinderungsgrund für eine Zusammenarbeit im Energiesektor, betonte der russische Energieminister Sergej Schmatko. Auch sehe er keine Hürden für russische Firmen, Ölprodukte in den Iran zu liefern. Einen umfassenden Kooperationsvertrag wollen die russische und iranische Regierung noch in diesem Jahr unterzeichnen, wie die Energieminister nach einem Treffen in Moskau weiter mitteilten.

Zu den angestrebten Projekten gehört die Gründung einer gemeinsamen Bank zur Finanzierung bilateraler Energieprojekte. Zudem soll die Zusammenarbeit beim Gas-Transit, Marketing und bei Swap Geschäften verstärkt werden. Auch beim Verkauf von Ölprodukten und Petrochemikalien wollen Russland und der Iran künftig enger zusammenarbeiten. Die russischen Gas- und Ölkonzerne Gazprom, Gazprom Neft und Lukoil haben mit dem Iran bereits Vereinbarungen über mehrere Milliarden Dollar unterzeichnet, um an der Entwicklung dessen Öl- und Erdgasfelder teilzuhaben.

Allerdings liegen die meisten Projekte wegen der internationalen Sanktionen gegen die Islamische Republik auf Eis. Russland hat neue Sanktionen gegen den Iran im UN-Sicherheitsrat unterstützt. Dem Iran wird vorgeworfen, unter dem Deckmantel der Stromerzeugung nach Atomwaffen zu streben. Die Regierung in Teheran bestreitet das.

Tui gewinnt gegen Babcock

Das Tourismus- und Schifffahrtsunternehmen Tui hat einen Rechtsstreit um 171 Millionen Euro gegen den Pleite gegangenen Maschinenbauer Babcock Borsig gewonnen. Das Frankfurter Oberlandesgericht wies die Klage des Insolvenzverwalters von Babcock Borsig ab, bestätigte ein Tui-Sprecher eine Mitteilung der Tui-Rechtsanwaltskanzlei.

Tui hatte 1999 - damals noch unter dem Namen Preussag - mehrere Beteiligungen unter anderem an Werften an Babcock abgegeben. In dem Rechtsstreit erklärte der Insolvenzverwalter nun, dass die Anteile nur gut die Hälfte des veranschlagten Werts gehabt hätten. Vor Gericht konnte er sich damit aber auch in der zweiten Instanz nicht durchsetzen. Nach Tui-Angaben hat das Urteil keine Auswirkungen auf die Bilanz des Konzerns.

Mindestlohn für Pflegekräfte verabschiedet

Rund 560.000 Pflegekräfte in Altenheimen und bei ambulanten Diensten erhalten ab 1. August einen gesetzlichen Mindestlohn. Nach monatelangen Diskussionen verabschiedete das Bundeskabinett eine entsprechende Rechtsverordnung von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), wie es aus Regierungskreisen hieß.

Danach gilt künftig eine Lohnuntergrenze von 7,50 Euro in den neuen und 8,50 Euro in den alten Bundesländern. Zum 1. Januar 2012 und zum 1. Juli 2013 werden die Stundensätze noch einmal um jeweils 25 Cent steigen, so dass sie dann bei neun Euro im Westen und acht Euro im Osten liegen. Das gilt für die insgesamt etwa 560.000 Pflegekräfte in der sogenannten Grundpflege. Dazu zählt Hilfe beim Waschen oder Anziehen von Pflegebedürftigen. Die Regelung ist bis Ende 2014 befristet.

Arbeitgeber und Arbeitnehmer hatten sich im März nach zähen Verhandlungen auf den Mindestlohn-Kompromiss geeinigt. Ursprünglich sollte die Regelung bereits zum 1. Juli in Kraft treten. Allerdings war die Befristung der Mindestlohnregelung zwischen von der Leyen und Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) lange strittig. Brüderle hatte ursprünglich eine Befristung bis Ende 2011 verlangt. Im Mai einigten sich beide Ministerien dann auf einen Kompromiss. In der Pflegebranche arbeiten insgesamt rund 810.000 Menschen.

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