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Bau - Hamburg:Debatte in Hamburg über Gebäudetyp E wie "einfach"

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Hamburg (dpa/lno) - Der Wohnungsbau in Hamburg soll nach dem Willen der Bürgerschaftsfraktionen von SPD, Grünen und FDP einfacher, schneller, günstiger und nachhaltiger werden. Einen möglichen Hebel sehen sie in der Einführung eines sogenannten Gebäudetyps E. E steht dabei für einfach, wie die stellvertretende Hamburger FDP-Vorsitzende Katarina Blume der Deutschen Presse-Agentur sagte. ""Einfach Bauen", das klingt auf den ersten Blick wie ein Widerspruch. Die Politik hat es aber in der Hand, endlich die Fesseln zu lösen, um es für die Bauwirtschaft einfacher zu machen, neuen Wohnraum zu schaffen", sagte sie.

Wie in den anderen Bundesländern sieht die Hamburgische Bauordnung die Gebäudeklassen 1 bis 5 vor. Sie richten sich nach Höhe und Grundfläche des Gebäudes und stellen unterschiedliche Anforderungen zum Beispiel an Baustoffe. Mit dem Gebäudetyp E, wie er kürzlich in Bayern beschlossen wurde, wollen unter anderem auch die Bundesarchitekten- und die Bundesingenieurkammer es ermöglichen, einfacher, aber dennoch technisch sicher zu bauen.

Unterstützung für die FDP-Position kam am Sonntag von den Regierungsfraktionen SPD und Grüne. Sie sehen in der Einführung des Gebäudetyps E eine sinnvolle Weiterentwicklung, mit der etwa Kostensenkungspotenziale am Bau und damit für das Wohnen gehoben werden könnten. In einem Antrag für die Bürgerschaftssitzung am Mittwoch fordern die Fraktionen von SPD und Grünen den Senat auf, "die Aufnahme des Gebäudetyps E in die Musterbauordnung zu prüfen und sich auf Bundesebene in geeigneter Weise dafür einzusetzen".

"In der aktuellen Lage müssen wir alles dafür tun, um den Wohnungsbau verstärkt am Laufen zu halten. Bauen muss einfacher und günstiger werden, ohne dass die Bausicherheit beeinträchtigt ist", sagte der Grünen-Experte Olaf Duge.

Für den Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) gehen der Vorschlag der Liberalen und die Pläne von Rot-Grün "in die richtige Richtung", wie Verbandsdirektor Andreas Breitner sagte. "Wir müssen anders bauen und mehr experimentieren." Die Bundesarchitektenkammer mache sich Gedanken über ein komplett neues Haus, das alle Regularien und Vorschriften ignoriere, aber trotzdem klimatechnisch und beim Lärmschutz den Anforderungen genüge. "Ein Standard E wie einfach. Ich sage: Bauen wir das", sagte Breitner.

Der Vorschlag für die Einführung des Gebäudetyps E ist Teil eines Sechs-Punkte-Plans der FDP für den Hamburger Wohnungsbau, der auch eine Verschlankung des Baurechts vorsieht. "Es sind mehr als 3000 Normen, die beim Bauen zu berücksichtigen sind. Diese vielen Anforderungen und die komplexe Technisierung des Wohnungsbaus sind Kostentreiber, die bezahlbarem Wohnungsbau entgegenstehen", heißt es in dem Papier der FDP.

"Wenn selbst mittlere Einkommen nicht mehr zur Anmietung von angemessenem Wohnraum ausreichen, ist dies besorgniserregend", sagte Blume. Der Bau neuer Wohnungen für alle Einkommensgruppen müsse daher in der Hansestadt oberste Priorität haben. "Dazu müssen die viel zu komplizierten Bauvorschriften endlich entrümpelt werden."

Neben einer Vereinfachung der Bauvorschriften setzt sich die FDP mit ihrem Sechs-Punkte-Plan auch für serielles Bauen in großen Stückzahlen mit einfachen Genehmigungsverfahren sowie die Gründung einer länderübergreifenden Bau-Hanse ein, mit der die Bauvorschriften in den Nordländern vereinheitlicht werden sollen.

Zudem fordern die Liberalen eine Abkehr von der Politik des rot-grünen Senats, Bauland nur im Rahmen des Erbbaurechts zu vergeben. "Hamburgs Weg der staatlichen Wohnraumbewirtschaftung führt in eine Sackgasse", warnte Blume. "Das betrifft die Verknappung von Bauland durch die Stadt ebenso wie eine ständige Ausweitung von ökologischen und sozialen Standards, die am Ende dazu führen, dass immer weniger gebaut wird."

© dpa-infocom, dpa:230423-99-416654/3

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