Batterie-Produktion:Aufgeladene Hoffnung

BASF stellt in Europa Batteriematerial für Elektro-Autos her. Doch Kanzlerin Merkel und auch die EU-Kommission wollen mehr: Europas E-Autos sollen nicht von Batterien aus Asien oder den USA abhängig sein.

Von Markus Balser und Elisabeth Dostert, München/Berlin

Wegen des wachsenden Anteils von Elektroautos im weltweiten Straßenverkehr errichtet der Chemiekonzern BASF in Finnland seine erste Anlage für Batteriematerialien in Europa. Sie entsteht in Harjavalta, in direkter Nachbarschaft zur Raffinerie des russischen Bergbaukonzerns Nornickel. BASF und Nornickel haben einen langfristigen Liefervertrag für Nickel und Kobalt geschlossen, die für die Produktion benötigt werden, teilte der Dax-Konzern am Montag mit.

Der Chemiekonzern baut keine kompletten Zellen, liefert aber Material für die Kathoden, von denen unter anderem die Leistungsfähigkeit der Batterie abhängt. Der Erfolg von Elektroautos hängt vor allem von der Entwicklung leistungsfähiger Batterien und dem Zugang zu den nötigen Rohstoffen ab. An diesem Geschäft will auch der Chemiekonzern BASF verdienen. In den USA und Japan betreibt BASF bereits solche Anlage und am Stammsitz in Ludwigshafen eine Pilotanlage. Weitere Standorte sollen folgen. Es würden auch Standorte in Deutschland geprüft, so eine Sprecherin. Bereits im vergangenen Jahr hatte BASF angekündigt, mehr als 400 Millionen Euro in die Produktion von Batteriematerialien investierten zu wollen.

Wie viel BASF in die Anlage in Finnland steckt, wollte das Unternehmen nicht preisgeben. Der Produktionsstart sei für Ende 2020 geplant und ermöglicht nach Firmangaben die Ausstattung von etwa 300 000 Elektrofahrzeugen pro Jahr. Die Bundesregierung fordert auch von der Autoindustrie größeres Engagement beim Aufbau von Batteriefertigungen. Bislang ist die Branche jedoch unentschlossen. VW ist bereits am Aufbau einer Batteriefabrik in Skandinavien beteiligt. Der Siemens-Konzern kündigte im Mai an, sich an einer geplanten großen Fabrik des schwedischen Batterieherstellers Northvolt zu beteiligen. Diese Fabrik soll annähernd so groß werden wie die Gigafactory des US-Elektropioniers Tesla. Andere Hersteller setzen ganz darauf, die Batterien nicht selbst zu produzieren, sondern einzukaufen.

Die EU-Kommission wünscht sich ein Konsortium nach dem Vorbild von Airbus

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte den Druck am Wochenende noch mal erhöht. Sie stellte sich demonstrativ hinter Pläne ihres Wirtschaftsministers, ein europäisches Konsortium zur Batteriezellen-Produktion zu bilden. "Ich unterstütze Peter Altmaier, wenn er sagt, wir brauchen ein europäisches Konsortium", sagte Merkel auf dem Landesparteitag der CDU Thüringen. Sie sei "betrübt" über die mangelnden Fähigkeiten der Europäer auf diesem Gebiet. Wenn Deutsche und Europäer keine Batterien mehr herstellten und bei der Digitalisierung mit anderen zusammenarbeiten müssten, "dann bleibt für die eigene Wertschöpfung nicht mehr sehr viel übrig". Deutschland und die EU müssten im Innovationswettlauf mit den USA und Asien beschleunigen. Altmaier hatte zuletzt Hoffnungen auf eine baldige Einigung mit deutschen Firmen und anderen EU-Ländern auf eine gemeinsame Fertigung von Batteriezellen genährt. Es gebe eine Reihe von Unternehmen, die bereit seien, bei der Batteriezellenproduktion einzusteigen, sagte Altmaier. Er führe auch Gespräche dazu mit einigen europäischen Ländern und sei zuversichtlich, schon in den nächsten Wochen ein gemeinsames Ergebnis zu erzielen.

Die Europäische Kommission setzt hohe Ziele. Zehn bis zwanzig solcher Fabriken würde sie gerne in Europa sehen. Sie sollen verhindern, dass die hiesige Autoindustrie in eine Abhängigkeit von Lieferanten aus Asien gerät. Vorbild für eine europäische Fertigung könnte der Luftfahrtkonzern Airbus sein. Auf 250 Milliarden Euro taxiert die Kommission den Markt schon im Jahr 2025. Eine "Europäische Batterie-Allianz" soll bis 2023 alles unternehmen, ihn zu erobern. Die EU-Kommission will die Entwicklung leistungsfähiger Batteriezellen in den kommenden zwei Jahren mit fast 200 Millionen Euro fördern. Im Januar 2019 solle ein Aufruf zur Forschung an Projekten starten, die mit dem Batteriesektor in Verbindung stehen.

Der schwäbische Batteriehersteller Varta prüft den Bau von größeren Batteriezellen. Dazu würden "intensive Gespräche mit den jeweiligen Marktteilnehmern" geführt, teilte das Unternehmen aus Ellwangen vor Kurzem mit. Autohersteller sind die wichtigsten Abnehmer von BASF. Der Konzern liefert für die Branche etwa Motorölzusätze, Kühlflüssigkeit und Kunststoffe. Jährlich erzielt der Chemiekonzern rund elf Milliarden Euro Umsatz im Geschäft mit der Autoindustrie.

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