Wintershall Dea:Ein Manager zeigt Reue

Das Gasfeld Juschno-Russkoje im Nordwesten von Sibirien, an dem auch Wintershall Dea beteiligt war. Seit Langem will BASF ihre Beteiligung loswerden. Aber irgendwie passte es nie. (Foto: epa/dpa)

Mario Mehren, der Chef der BASF-Tochter Wintershall Dea, hatte immer viel Verständnis für Russland. Nun, zum Jahrestag des Krieges, leistet er Abbitte - in einer persönlichen Erklärung.

Von Michael Bauchmüller

Für Russland hatte Mario Mehren lange viel Verständnis. Sehr lange, sehr viel. Beim Gaskonzern Wintershall kümmerte er sich seit 2011 schon um das Russland-Geschäft, seit 2015 als Vorstandsvorsitzender. In der deutschen Wirtschaft galt er als Russland-Versteher, und dem Ruf wurde er zweifellos gerecht. Die Russen, so warnte er 2017, verlören "langsam die Geduld". Die Annexion der Krim lag zu diesem Zeitpunkt drei Jahre zurück, die EU hatte Sanktionen verhängt. Es sei Zeit für eine nüchterne Bilanz, verlangte Mehren: "Die Sanktionen haben der russischen Wirtschaft und dem Handel zwischen Russland und Europa geschadet." Es sei Zeit, sie aufzuheben. Noch 2019 bekundete er, sein Konzern investiere in Russland "fröhlich weiter". So kann man sich irren.

Mario Mehren, Chef der Wintershall Holding 2019 beim internationalen Wirtschaftsforum im russischen St. Petersburg. (Foto: Dmitry Feoktistov/imago/ITAR-TASS)

Am Freitag, zum Jahrestag des Krieges, hat Mehren nun einen bemerkenswerten Schritt getan: Er zeigt Reue. Es sei Zeit, "sich kritisch mit unserem Verhältnis zu Russland auseinanderzusetzen", schreibt er in einer persönlichen Erklärung, die er über das Soziale Netzwerk LinkedIn verbreitet hat. Schon die Krim-Annexion sei ein erstes Warnsignal gewesen. "Heute wissen wir das alle schmerzlich."

Über ihre Gasförderung in Sibirien war die BASF-Tochter mit Moskau so verflochten wie kein anderes Unternehmen, Wladimir Putin traf Mehren auch mal auf dessen Anwesen am Schwarzen Meer. "Wir alle, auch wir als Unternehmen, haben eklatant unterschätzt, wozu Putins Russland fähig ist", schreibt Mehren nun. Ein teurer Fehler: Sieben Milliarden Euro hat der Konzern deshalb abgeschrieben.

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