Der Chemiekonzern BASF kommt bei der Trennung Wintershall Dea voran. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, wollen BASF, Letter One und die britische Harbour Energy wesentliche Teile ihres Öl-und Gasgeschäfts zusammenlegen. Außen vor bleiben die Geschäfte von Wintershall Dea mit einem Bezug zu Russland. Nicht Teil der Transaktion sind auch die Beteiligung von Wintershall an der Gastransport-Firma Wiga und die Hauptverwaltungen in Kassel und Hamburg. Sie werden der Mitteilung zufolge wohl geschlossen. "Einige" der rund 850 Mitarbeiter wolle Harbour übernehmen. Vorbehaltlich der Genehmigungen durch die Behörde rechnet BASF mit einem Abschluss der Transaktion im vierten Quartal 2024.
Die Mitarbeitenden der Wintershall Dea werden nach Angaben des Konzerns morgen in einer internen Veranstaltung näher informiert. In einer ersten Reaktion sagte Wintershall Dea-CEO Mario Mehren: "Unsere Shareholder haben entschieden, einen wesentlichen Teil des E+P-Geschäfts von Wintershall Dea an Harbour zu übertragen und die Hauptverwaltungssitze in Kassel und Hamburg zu schließen. Für das Team von Wintershall Dea in Kassel und Hamburg und mich persönlich ist diese Nachricht, gerade so kurz vor Weihnachten, eine große Enttäuschung".
BASF hält derzeit 72,7 Prozent an Wintershall Dea, Letter One 27,3 Prozent. Im Zug der Transaktion erhalten die beiden von Harbour 2,15 Milliarden Dollar in bar, davon entfallen 1,56 Milliarden Dollar auf BASF, und neu ausgegebene Aktien an Harbour. Nach Abschluss des geplanten Geschäfts halten BASF und Letter One 54,5 Prozent an Harbour, BASF allein 39,6 Prozent. Die Transaktion umfasst der Mitteilung zufolge Vermögensteile von Wintershall Dea im Wert von 11,2 Milliarden Dollar, ausstehende Anleihen eingeschlossen. Pro forma lag der kombinierte Umsatz 2022 bei 13,5 Milliarden Dollar.
Problematischer ist das Geschäft von Wintershall Dea mit Russland-Bezug, das in einer eigenen Gesellschaft gefasst ist. Deren Eigentümer bleiben der Mitteilung zufolge BASF und Letter One. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatte BASF Milliarden auf die Beteiligung an Wintershall Dea abschreiben müssen. Wintershall Dea und BASF wollen nach früheren Medienberichten die für Investitionen in Russland gewährten Staatsgarantien geltend machen. Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Frühjahr geht es um rund 2,5 Milliarden Euro.
Wintershall sieht sich in Russland de facto enteignet. Und dem ist wohl auch so. Wie die Nachrichtenagentur Reuters diese Woche meldete, sollen Wintershall Dea und die österreichische OMV ihre Anteile an Gasförderprojekten in der russischen Arktis verlieren. Alle Aktivitäten mit russischer Beteiligung sollen bis Mitte 2024 rechtlich getrennt werden. Darunter ist auch die Beteiligung von Wintershall Dea an der Gaspipeline Nord Stream sowie die Gemeinschaftsunternehmen mit Gazprom. Das gehe aus einem von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichneten Dekret hervor.