Unternehmen:Vorständin verlässt Hals über Kopf BASF

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Saori Dubourg verlässt überraschend BASF. (Foto: Friedrich Bungert)

Sie wurde als mögliche Nachfolgerin von BASF-Chef Martin Brudermüller gehandelt. Nun verlässt Saori Dubourg überraschend den Konzern. Das dürfte mit ihrer kritischen Haltung zur China-Strategie zu tun haben.

Von Elisabeth Dostert, Frankfurt

Zwei Sätze, mehr Platz brauchte BASF in der Mitteilung vom Mittwoch nicht, um eine dann doch überraschende Personalie zu verkünden. Saori Dubourg, 51, verlasse den Konzern Ende Februar "im besten Einvernehmen". Nächsten Dienstag, also in weniger als einer Woche, ist ihr letzter offizieller Arbeitstag. Das liest sich eher so: Da verlässt eine Frau Hals über Kopf ein Unternehmen. Sie geht vorzeitig, ihr Vertrag wäre laut BASF noch bis 2025 gelaufen. Deutlich mehr Raum bekommt Dubourgs Nachfolger Stephan Kothrade, 55, in der Pressemitteilung.

"Der Weggang von Saori Dubourg deutet auf interne Differenzen hin, zumal sie zeitweise als Nachfolgekandidatin für Martin Brudermüller galt", kommentiert Cornelia Zimmermann, Spezialistin für Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka Investment, die Personalie: "Der Vorstand verliert nicht nur an Diversität, vielmehr wird mit ihrem Nachfolger, Stephan Kothrade, wieder einmal ein BASF-Eigengewächs in den Vorstand geholt." BASF verwehre Externen konsequent den Einzug in die oberste Führungsriege, was mit einer modernen Unternehmenskultur nicht in Einklang zu bringen sei, erläutert Zimmermann.

Zwei Sätze, mehr hatte der Konzern offenbar nicht über die Managerin zu sagen, und das nach mehr als einem viertel Jahrhundert Betriebszugehörigkeit. Ihr ganzes Berufsleben hat Dubourg bei BASF verbracht, sie ist eines dieser "Eigengewächse". Schon als Praktikantin lernte sie den Konzern kennen, 1996 begann sie dann nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Marketing. Sie war für BASF in den USA, Japan und Singapur. In der Mitteilung vom Mittwoch dankt der Aufsichtsrat Dubourg für ihre "erfolgreiche Tätigkeit" und wünscht ihr für ihre berufliche und private Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg". Floskeln. Kein persönliches Wort des Dankes vom Aufsichtsratschef Kurt Bock, kein Wort von Vorstandschef Martin Brudermüller. Mit beiden Männern hat Dubourg lange zusammengearbeitet.

Der Nachfolger von Brudermüller muss dessen China-Strategie gutheißen - das tat Dubourg nicht

Sie sei im Vorstand zuletzt isoliert gewesen, weil sie die Expansionspläne von BASF in China kritisch sah, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Insider. Auf die Nachfolge von Brudermüller, einem glühenden Verfechter und Treiber der China-Strategie, habe sie keine Chance gehabt. Trotz der wachsenden geopolitischen Spannung baut BASF dort unvermindert am neuen Standort für zehn Milliarden Euro. Dubourg wurde auch zeitweise als Nachfolgerin von Bayer-Chef Werner Baumann gehandelt. Daraus wurde bekanntlich nichts, neuer Vorstandschef beim Leverkusener Konzern wird Anfang Juni der ehemalige Roche-Manager Bill Anderson.

Auch Arne Rautenberg, Fondsmanager bei Union Investment, hat die Personalie überrascht, die in ihrer Kürze auch nicht sonderlich wertschätzend sei. Er sieht darin auch eine Vorentscheidung für die Nachfolge Brudermüllers. Sein Vertrag läuft noch bis zur Hauptversammlung 2024. "Wer seinen Posten übernimmt, muss voll und ganz hinter den Investitionen in China stehen, weil sie maßgeblich für den Erfolg von BASF in den nächsten Jahren sind." Damit kam für Rautenberg Dubourg nicht mehr in Frage für den Chefposten. Die Nachfolge sei damit nicht entschieden, aber der Kreis der Bewerber, so er oder sie aus den eigenen Reihen kommen soll, werde kleiner.

Es gibt Rautenberg zufolge in dem Gremium zumindest zwei Personen, die hinter der China-Strategie stehen: Melanie Maas-Brunner und Markus Kamieth, beide Chemiker und Eigengewächse wie Brudermüller. Maas-Brunner ist nun die einzige Frau im Vorstand, sie ist Technik-Vorständin und auch zuständig für den Standort Ludwigshafen, dem harte Einschnitte drohen. Kamieth hat seinen Dienstsitz seit 2020 in Hongkong und verschickt regelmäßig über das Netzwerk Linkedin begeisterte Posts von seinen Erfahrungen in China.

Und Saori Dubourg? "Ich bin mir sicher, dass man sie eher über kurz als lang wieder in einer Führungsposition sehen wird", sagt Rautenberg.

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