BASF:Schwierige Chemie

Der Chemie-Konzern soll in einem konjunkturell schwierigen Umfeld nachhaltiger werden: Vorstandschef Martin Brudermüller will, dass das Unternehmen bis 2030 CO₂-neutral wächst.

Von Elisabeth Dostert, Ludwigshafen

Ein Jahr ist Martin Brudermüller nun bald Vorstandschef des Chemie-Konzerns BASF. Es lief nicht gut. Das Niedrigwasser im Rhein beeinträchtigte die Produktion am Stammsitz in Ludwigshafen. Die Konjunktur trübt sich ein. Mitte Dezember kassierte der Konzern die Gewinnprognose für 2018. Chemiekonzerne sind Frühzykliker, sie merken früher als andere Industrien, dass die Geschäfte nachlassen, weil die Abnehmer weniger Chemikalien bestellen. "2019 wird ein schwieriges Jahr", sagte Brudermüller am Donnerstag in Ludwigshafen am Rande einer Forschungskonferenz. Der Streit zwischen den USA und China sei in der Realität angekommen. Wobei Brudermüller den Handel nur für vorgeschoben hält, in Wirklichkeit gehe es um das Machtgefüge in der Welt - der eine verliere, der andere gewinne.

Wie sich die Schwäche auf die Beschäftigtenzahl der BASF auswirke, hängt für Brudermüller vom Wachstum ab. Wenn es nicht ausreicht, könne es sein, dass der ein oder andere keinen anderen Platz im Konzern finde. So hatte er das auch schon im Oktober formuliert, als er Strategie und Effizienzprogramm angekündigte. Beides will er durchziehen. Auch der Aufbau eines Verbundstandortes in China mit Investitionen von bis zu zehn Milliarden Dollar kommt voran. Am Mittwoch wurde die Rahmenvereinbarung unterzeichnet.

Zu Brudermüllers ehrgeizigen Zielen gehört, bis 2030 CO₂-neutral zu wachsen. Die Produktion soll um die Hälfte zulegen, die Treibhausgasemissionen nicht. Die CO₂-Emssionen sollen bis 2030 im Schnitt auf 0,4 Tonnen je verkaufter Tonne Produkt sinken. Seit 1990 gingen sie von 2,2 auf 0,6 Tonnen im Jahr 2018 zurück.

"Das Klima treibt mich um", sagte Brudermüller am Donnerstag. Eine Dekarbonisierung der Chemieindustrie hält er allerdings für unmöglich. Sie könne auf Kohlenstoff nicht verzichten, viele Verfahren sind sehr energieintensiv und basieren bislang auf fossilen Energieträgern. Den Einsatz von CO₂ als Rohstoff hält Brudermüller auch für begrenzt. Zu wettbewerbsfähigen Preisen lasse sich nur Harnstoff herstellen. "Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müssen CO₂-Emissionen in großem Stil vermieden werden", so Brudermüller, zum Beispiel beim Betrieb des Steamcrackers. In ihm wird bei einer Temperatur von 850 Grad Celsius Rohbenzin in Olefine wie Ethylen und Propylen aufgespalten. Bislang wird mit Erdgas geheizt. Würde elektrisch geheizt mit Strom aus erneuerbaren Energien, könnten die CO₂-Emissionen um bis zu 90 Prozent gesenkt werden. BASF arbeitet an einem elektrischen Ofen. Labortests und Simulationen seien fast abgeschlossen. Um eine Pilotanlage zu bauen, bedürfe es aber einer öffentlichen Förderung.

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