Es gibt Menschen, die sollen sogar darauf schlafen, es unter der Matratze bunkern oder im Garten verbuddeln. Beim Bargeld hört für viele Deutsche der Spaß auf. In wohl keinem anderen Land Europas hängen die Menschen so sehr an Scheinen und Münzen, nirgends wird noch so viel und so gern bar bezahlt wie hierzulande. Das ändert sich aber gerade.
Die verflixte Pandemie stellt die deutsche Liebe zum Bargeld auf eine harte Probe. Das Zahlen mit Karte oder Handy, bereits vor Corona auf dem Vormarsch, wird immer beliebter. Und je länger das Virus wütet, desto stärker scheint man sich an diese Art des Bezahlens zu gewöhnen. Viele Banken und Händler werben schon seit Monaten explizit für kontaktloses Bezahlen. Das ginge schneller, bequemer und - in Corona-Zeiten am wichtigsten - viel hygienischer als die traditionelle Barzahlung. (Ob das alles tatsächlich zutrifft, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt.)
Eine Branche trifft diese Entwicklung besonders hart. Die Bundesvereinigung der Deutschen Geld- und Wertdienste (BDGW) teilte vor wenigen Tagen mit, dass ihr Umsatz 2020 um rund ein Viertel - von 600 auf 450 Millionen Euro - eingebrochen ist. "Die Bargeld-Nachfrage ist seit Beginn der Krise enorm abgesackt", sagt Geschäftsführer Harald Olschok. Die Mitglieder des Verbandes sind vor allem dafür zuständig, dass Banken und Geldautomaten regelmäßig mit Bargeld bestückt werden. Mit anderen Worten: Sie bringen Scheine und Münzen überhaupt erst in Umlauf.
Die Hoffnung des Verbandes richtet sich nun auf den Sommer: Wenn im Zuge der Corona-Lockerungen Restaurants, Cafés und Bekleidungsgeschäfte schrittweise öffnen dürfen, könnte Bargeld wieder eine größere Rolle im Alltag spielen. Olschok selbst ist aber skeptisch: "Wir rechnen nicht damit, dass sich der Trend zu bargeldlosen Zahlungsmethoden umkehrt."
Kampflos aufgeben will Olschok aber nicht. Die BDGW beteiligt sich aktiv an der Initiative "Bargeld zählt!" , einem Zusammenschluss von unterschiedlichsten Unternehmen von Aldi über Weltbild bis zu Raiffeisenbanken. Gemeinsam möchte das Bündnis verhindern, dass die Akzeptanz und die Nutzungsmöglichkeiten von Bargeld weiter abnehmen, etwa indem immer mehr Geldautomaten aufgegeben werden. Zumindest die Mitglieder der Initiative - wenn auch nicht gerade aus uneigennützigen Motiven - bleiben dem Bargeld also treu. Inwieweit das auch für die Mehrheit der Deutschen zutrifft, muss sich erst noch zeigen.