Barclays Bank:Zutritt nur für Reiche

Kleinanleger? Weg damit! Viel zu teuer sind die, findet die britische Barclays Bank. Jetzt will sie nur noch Kunden beraten, die ein Vermögen von mindestens einer halben Million Pfund haben.

Andreas Oldag

Die britische Großbank Barclays will die Finanzberatung für Kleinanleger in ihren Filialen einstellen. Hintergrund ist offenbar, dass die Beratung zu teuer ist und dem Institut pro Einzelfall eine zu geringe Marge einbringt. "Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Geschäft einen Ertrag abwirft, mit dem sich die Investitionen noch rechtfertigen lassen", hieß es in einer Mitteilung. Nach einem Bericht der britischen Financial Times könnte Barclays auf diesem Wege etwa 1000 Arbeitsplätze einsparen.

Barclays Bank: Barclays Bank: "Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Geschäft einen Ertrag abwirft, mit dem sich die Investitionen noch rechtfertigen lassen."

Barclays Bank: "Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Geschäft einen Ertrag abwirft, mit dem sich die Investitionen noch rechtfertigen lassen."

(Foto: AFP)

Künftig will das Geldhaus, das ohne staatliche Finanzspritzen durch die Krise gekommen ist, nur noch wohlhabende Kunden mit einem Vermögen von mindestens 500.000 Pfund (580.000 Euro) individuell beraten. Das Massengeschäft für Finanzanlagen soll dagegen übers Internet erfolgen. Dazu gehören beispielsweise Sparprodukte oder Fonds-Anlagen.

Ähnlich wie bei anderen Banken leidet das Finanzberatungsgeschäft bei Barclays unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Kleinanleger sind wesentlich zurückhaltender - vor allem beim Kauf von Aktien und Immobilienpapieren. Dagegen fällt der Einbruch im Geschäft mit vermögenden Kunden weniger dramatisch aus. Nicht nur Barclays, sondern auch andere britische Großbanken wie HSBC, Lloyds und Royal Bank of Scotland bauen deshalb ihr Premium-Kundensegment stark aus.

Indes hat die britische Finanzaufsicht Financial Services Authority (FSA) Barclays zu einer Strafzahlung von 1,1 Million Pfund verdonnert. Die Bank habe versäumt, Kundenguthaben von der Investmentsparte zu trennen, hieß es. Die Kunden sind deshalb im Falle von Verlusten im Investmentgeschäft nicht genügend abgesichert. Diese Problematik steht auch im Mittelpunkt von Reformvorschlägen einer von der britischen Regierung eingesetzten, unabhängigen Bankenkommission.

Ihr Vorsitzender, John Vickers, hat sich für eine Trennung von Investmentbanking und traditionellem Bankgeschäft ausgesprochen. Dadurch soll verhindert werden, dass Geldhäuser ihre Kundeneinlagen für die Absicherung hochriskanter Investmentgeschäfte einsetzen. Vickers fordert außerdem eine Reform des Risikomanagements und noch schärfere Eigenkapitalvorschriften. Diese Pläne stoßen allerdings bei den britischen Banken auf Anlehnung.

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