Barack Obama in Deutschland:"Kaufen Sie 'Made in America'"

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Beim Rundgang über die Hannover Messe scherzt der Präsident über den deutsch-amerikanischen Wettbewerb, die Kanzlerin über Pudding.

Von Lars Langenau, Hannover

Ganz schön was los am frühen Morgen in Hannover: Bereitschaftspolizisten rücken im Morgengrauen aus, Hubschrauber überwachen die Stadt, bereits um 7.30 Uhr sind die U-Bahnen heillos überfüllt und vor dem Gelände der Hannover Messe bauen sich die ersten Demonstranten auf.

US-Präsident Barak Obama besucht Niedersachsens Landeshauptstadt. Als erster amerikanischer Präsident überhaupt. Am Sonntagabend eröffnete er hier die größte Industrieschau der Welt und traf dann beim Abendessen mit der Kanzlerin sowie mit Unternehmern aus Deutschland und den USA zusammen. Von deutscher Seite waren unter anderem BDI-Chef Ulrich Grillo sowie Vertreter von Lufthansa, BASF, Siemens, Thyssen-Krupp, Bosch und Bayer eingeladen. Die US-Wirtschaft war unter anderem durch Motorola, Boeing, Microsoft, Merck und Lockheed Martin dabei.

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Es geht um die Kombination von Mensch und Maschine

Die Hannover Messe ist eine riesige Kontaktbörse; im Großen und Ganzen dreht sie sich um das Zusammenspiel von Mensch und Maschine - in diesem Jahr sind die USA Partnerland der weltgrößten Industrieschau. Von den mehr als 5200 Ausstellern aus 75 Ländern, die vertreten sind, kommen allein 465 Firmen aus den USA. Deutschland tauscht mit keinem Staat der Welt so viele Waren aus wie mit den USA - allein die Maschinenbauer lieferten vergangenes Jahr Anlagen im Wert von 17 Milliarden Euro in die USA.

Am Montagmorgen absolvierten Obama und Merkel einen Messerundgang. Im Gefolge von Obama befindet sich eine riesige amerikanische Delegation, die sich über den Stand des Maschinenbaus und der Elektrotechnik informieren will.

Tatsächlich ist in den USA ist eine Reindustrialisierung zu beobachten. Zwar liegt der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am Bruttosozialprodukt der USA heute nur noch bei zwölf Prozent und damit halb so hoch wie in Deutschland. Aber nach Jahrzehnten des alleinigen Aufstiegs der Dienstleistungen und der Finanzwirtschaft wächst die Zahl der amerikanischen Industriearbeiter wieder, vor allem weil industrielle und digitale Wirtschaft immer stärker verschmelzen.

So sagte Obama dann auch ein paar feierliche Worte wie die "Triebfeder der Wirtschaft ist der Geist der Innovation" und betonte die Leistungsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft. Zugleich zeigte er sich als Verkaufstalent: "Buy made in America", sagte er schmunzelnd. Natürlich würde er im deutschen Pavillon etwas anderes sagen, fügte er mit einem breiten Lachen hinzu.

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Seine "Buy in America"- Bemerkung war auch eine kleine Retourkutsche in Richtung Merkel. Die Kanzlerin hatte sich am Sonntag zur Eröffnung der Messe für bessere Handelsmöglichkeiten deutscher Unternehmen in den USA ausgesprochen: "Wir lieben den Wettbewerb, aber wir gewinnen ihn auch gerne" und "Buy German ist auch schön". Damit spielte sie auf bestehende US-Handelshürden für Importe an, bei vielen Ausschreibungen sind US-Produkte zu bevorzugen.

Merkel sagte an die Adresse der US-Unternehmen: "Wir begrüßen Sie als Freunde, die stark sind." In diesem Jahr werde man "die Weltspitze in geballter Form" erleben. Deutsche und amerikanische Firmen könnten voneinander lernen. Es sei an ihnen, "gemeinsam Innovation und Neuland zu gestalten".

Obamas gute Laune ist ansteckend und so drängt nach wenigen Eröffnungsworten auch Merkel zum Aufbruch - auf Englisch: "And now I am learning, the proof of the pudding is in the eating." Frei übersetzt heißt das so viel wie: Statt nur über die Ausstellung zu reden, möge man sich lieber selbst ein Bild machen. Auf ihrem Rundgang besichtigten Merkel und Obama unter anderem eine Art Greifer namens "Gekko". Obama suchte den Vergleich mit Spiderman und erkundigte sich, ob das denn auch auf der Erde eingesetzt werden könne.

Im Anschluss will Obama über die transatlantischen Beziehungen reden

Am späten Vormittag will Obama eine Rede zu den transatlantischen Beziehungen halten. Die Rede sei eine gute Gelegenheit, gemeinsame Bemühungen im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz IS, in der Flüchtlingskrise, im Ukraine-Konflikt sowie die wirtschaftliche Lage anzusprechen, hieß es aus dem Weißen Haus. "Der Präsident wird über die in den vergangenen Jahren erzielten Fortschritte reden und die zusätzlichen Schritte umreißen, die noch gemacht werden müssen."

Am Nachmittag wird das bis dato bilaterale Treffen zu einer Art G-5-Format: Dann stoßen Großbritanniens Premier David Cameron, Frankreichs Präsident François Hollande und Italiens Regierungschef Matteo Renzi dazu. Nach US-Medienangaben sollen Sicherheitsfragen einschließlich der Lage im Bürgerkriegsland Syrien erörtert werden.

Laut Wall Street Journal wollen die USA bis zu 250 zusätzliche Soldaten nach Syrien schicken. Sie sollen demnach örtliche Kräfte im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützen. Wie das Blatt berichtet, will Obama seine Pläne zum Abschluss seines Hannover-Besuches bekanntgeben.

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